Die Schweiz und Europa: Rückkehr zu Horizon Europe und Erasmus+

Nach Jahren politischer Unsicherheit kehrt die Schweiz Schritt für Schritt in zentrale EU-Programme für Forschung, Innovation und Mobilität zurück. Mit dem unterzeichneten Abkommen wird die Schweiz seit dem 1. Januar 2025 rückwirkend wieder bei Horizon Europe assoziiert, und eine Assoziierung an Erasmus+ ist ab 2027 geplant. Dies eröffnet für Hochschulen, Forschende, Studierende und KMU neue Chancen – und stärkt die internationale Vernetzung der Schweiz.

Horizon Europe

Die Schweiz ist seit vielen Jahren Teil der EU-Forschungsrahmenprogramme. Seit 1988 nehmen Schweizer Institutionen daran teil, und ab 2004 war die Schweiz offiziell als „assoziierter Staat“ eingebunden – mit den gleichen Rechten wie EU-Mitglieder: Pflichtbeitrag nach BIP, Teilnahme an Projekten und Möglichkeit zur Antragstellung.

Erasmus+

Die Teilnahme an EU-Bildungsprogrammen ist seit über 20 Jahren Bestandteil der internationalen Strategie der Schweiz im Bildungs-, Forschungs- und Innovationsbereich. Zwischen 2011 und 2013 beteiligte sich die Schweiz am Vorgängerprogramm von Erasmus+ («Lebenslanges Lernen/ Jugend in Aktion») vollständig – mit denselben Rechten wie EU-Mitglieder. 

Bruch mit der EU

Im Februar 2014 führte die Annahme der Masseneinwanderungs-Initiative durch die Schweizer:innen zu Rechtsunsicherheit im Verhältnis Schweiz-EU. So wurde beispielsweise das Kroatien-Protokoll zur Personenfreizügigkeit nicht unterzeichnet und die Schweiz verlor damit quasi den Status der vollen Assoziierung im Bildungsprogramm.

Zwischenlösung

Da die Gesamtverhandlungen zwischen der Schweiz und der EU ins Stocken gerieten, war die Schweiz bis 2024 nicht vollständig assoziiert und wurde bei Horizon Europe teilweise wie ein Drittstaat behandelt. Um Nachteile abzufedern, führte der Bundesrat Übergangsmassnahmen ein: Schweizer Forschende konnten je nach Ausschreibung weiterhin teilnehmen, erhielten jedoch keine EU-Förderung, sondern nationale Finanzierung. Auch im Erasmus+-Programm 2021–2027 ist die Schweiz bislang nicht assoziiert und nimmt als Drittland teil.

Aktuelle Entwicklungen zu Horizon Europe

Am 20. Dezember 2024 wurden die Verhandlungen zwischen der Schweiz und der EU zum Programmabkommen materiell abgeschlossen. Gemäss Abkommen trat die Übergangsregelung am 1. Januar 2025 in Kraft: Schweizer Forschende können an nahezu allen Ausschreibungen des Programms 2025 teilnehmen. Der Bundesrat beantragte daraufhin im März 2025 einen Nachtragskredit von 666 Mio. Franken zur Finanzierung dieser Teilnahme. Im Oktober 2025 stimmte der Rat der EU der Assoziierung der Schweiz an den EU-Programmen, darunter Horizon Europe, zu.

Aktueller Status zu Erasmus+

Die Schweiz nimmt derzeit als Drittland (also ohne volle Assoziierung) am Programm 2021-2027 an Erasmus+ teil. Der Bundesrat strebt eine Vollassoziierung ab 2027 an. Bis zur Assoziierung der Schweiz gelten Übergangslösungen.

Unterzeichnung Abkommen

Im November 2025 haben die Schweiz und die EU in Bern das Programmabkommen Schweiz–EU unterzeichnet. Das Abkommen, Teil des neuen Gesamtpakets Schweiz–EU, tritt rückwirkend auf Anfang 2025 vorläufig in Kraft – und ermöglicht der Schweiz die Assoziierung an Horizon Europe. Es schafft auch die Grundlage für eine künftige Assoziierung der Schweiz an Erasmus+, die ab 2027 vorgesehen ist. Der Bundesrat wird die dafür notwendige Finanzierung im Rahmen des Pakets Schweiz–EU dem Parlament unterbreiten.

Wieder-Assoziierung - Bedeutung für die Schweiz

Die Wieder-Assoziierung an Horizon Europe verschafft Schweizer Forschungsinstituten, Hochschulen, KMU und Start-ups erneut Zugang zu den EU-Ausschreibungen. Die Teilnahme stärkt die internationale Vernetzung, Sichtbarkeit und Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Forschung. Laut Berichten des SBFI führen die Rahmenprogramme zu Effekten wie intensiverem Wettbewerb, stärkeren Netzwerken und erhöhter Reputation. Für die Schweizer Wirtschaft – besonders für KMU, die in Innovationsnetzwerke eingebunden sind – ist dies ein Vorteil, da EU-Projekte häufig grenzüberschreitende Zusammenarbeit beinhalten.

Aussichten für Erasmus+

Eine volle Assoziierung an Erasmus+ würde Mobilitäts- und Austauschprogramme stärker öffnen: Schweizer Studierende, Lehrende und Bildungseinrichtungen könnten dann gleichberechtigt wie EU-Mitglieder teilnehmen. Für Studierende und Hochschulen bedeutet das bessere Mobilitätsmöglichkeiten, internationale Kooperationen sowie neue Verpflichtungen und Beiträge. Solange die volle Assoziierung noch nicht gilt, bleibt der Sonderstatus als Drittland bestehen. Bildungseinrichtungen müssen übergangsweise Lösungen nutzen und sich auf die Zeit ab 2027 vorbereiten.

Fazit

Die Schweiz steht an einem entscheidenden Wendepunkt bei ihrer Beteiligung an den großen EU-Programmen: für Forschung und Innovation (Horizon Europe) sowie für Bildung und Mobilität (Erasmus+). Nach Jahren der Unsicherheit und Übergangslösungen hat sie im Forschungsbereich mit dem materiellen Abkommen Ende 2024 und der Aktivierung der Übergangsregelung ab 2025 einen wichtigen Fortschritt erzielt. Für Bildung und Mobilität ist die volle Assoziierung noch Zukunftsmusik (geplant ab 2027), die Verhandlungen dafür sind jedoch weit fortgeschritten.

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