Unternehmerisch im Studium starten

Immer mehr Studenten und frisch diplomierte Absolventen entscheiden sich dafür, bereits während des Studiums oder direkt danach ein eigenes Geschäft aufzubauen. Neben einer tragfähigen Idee brauchst du Klarheit bei rechtlichen, finanziellen und organisatorischen Grundlagen. Wenn du diesen Schritt gehst, triffst du früh Entscheidungen, deren Auswirkungen langfristig spürbar sind. Zwar bieten viele Fachhochschulen praxisnahe Unterstützung, doch die Verantwortung für Planung, Absicherung und Umsetzung liegt bei dir. Je solider du vorbereitet bist, desto besser gelingt dir der Einstieg in die Selbstständigkeit.


Geschäftsmodell konkretisieren

Bevor du dich mit rechtlichen Fragen oder finanzieller Planung beschäftigst, solltest du sicherstellen, dass dein Geschäftsmodell tragfähig ist. Es reicht nicht aus, ein gutes Produkt oder eine interessante Dienstleistung anzubieten. Du musst auch wissen, welche Zielgruppe du ansprichst, welchen konkreten Nutzen du stiftest und wie du dich vom Wettbewerb abhebst. Methoden wie das Lean Canvas helfen dir dabei, die zentralen Elemente deines Modells übersichtlich darzustellen. Wenn du dein Konzept mit Dozierenden oder über das Netzwerk deiner Fachhochschule diskutierst, erhältst du oft wertvolle Hinweise auf Schwächen und Potenzial, wie auch dieser Einblick in ein unternehmerisches Studienprojekt zeigt.

Rechtsform, Anmeldung und Pflichten

Bevor du offiziell mit deiner Geschäftstätigkeit startest, musst du dich mit den rechtlichen Grundlagen auseinandersetzen. Dazu gehören die Wahl der passenden Rechtsform, die korrekte Anmeldung deines Geschäfts sowie verschiedene gesetzliche Pflichten, die je nach Branche und Struktur variieren.

Geeignete Rechtsform fĂĽr deinen Einstieg

Je nach Geschäftsmodell, finanziellen Möglichkeiten und Risikobereitschaft wählst du eine passende Rechtsform. Die Einzelfirma, die du ohne Mindestkapital und mit geringem Aufwand gründest, eignet sich besonders für den Einstieg im kleinen Rahmen. Dabei solltest du jedoch bedenken, dass du mit deinem gesamten Privatvermögen haftest.

Wenn du gemeinsam mit anderen gründest oder die Haftung klar vom Privatvermögen trennen möchtest, bietet sich eine GmbH an. Sie erfordert ein Stammkapital von mindestens 20’000 Franken und hat den Vorteil, dass du nur mit dem Gesellschaftsvermögen haftest. Auch die Aktiengesellschaft, die deutlich mehr Kapital benötigt, kann eine Option sein – insbesondere, wenn du dein Geschäft später ausbauen oder Investoren einbinden möchtest.

Anmeldung, Meldepflichten und gesetzliche Vorgaben

Sobald du gegründet hast, meldest du dein Geschäft bei der zuständigen Ausgleichskasse an. Dort erklärst du deine selbstständige Erwerbstätigkeit und zahlst die Sozialversicherungsbeiträge selbst ein. Ab einem Umsatz von 100’000 Franken pro Jahr wirst du zudem mehrwertsteuerpflichtig und musst dich bei der Eidgenössischen Steuerverwaltung registrieren.

Je nach Branche musst du zusätzliche Anforderungen erfüllen. Wenn du im Gesundheitswesen, im Transport- oder im Finanzbereich tätig bist, brauchst du unter Umständen besondere Bewilligungen oder Zulassungen. Bietest du digitale Dienstleistungen an oder betreibst du eine Plattform, gelten zusätzlich die Vorschriften des Datenschutzgesetzes (DSG/DSGVO), die du unbedingt kennen solltest.

Auch den Handelsregistereintrag solltest du einplanen. Bei der Einzelfirma ist dieser erst ab 100’000 Franken Umsatz verpflichtend. Für die GmbH und AG ist er immer erforderlich. Du brauchst dafür auch Statuten und einen Notariatsakt.

Zeitmanagement und Studienorganisation

Ein eigenes Geschäft zu führen, während du dein Studium weiterverfolgst, verlangt ein gutes Zeitmanagement. Überlege dir früh, wie viel Kapazität du tatsächlich aufbringen kannst, ohne dein Studium zu vernachlässigen. In vielen Fällen lohnt es sich, über ein Teilzeitmodell oder ein Urlaubssemester nachzudenken, um genügend Raum für deine unternehmerischen Tätigkeiten zu schaffen. Wenn du mit anderen gründest, kannst du Aufgaben gezielt verteilen, um Engpässe zu vermeiden. Wichtig ist, dass du Studium und Geschäft klar voneinander trennst, sowohl organisatorisch als auch finanziell.

Finanzierung und Liquiditätsplanung

Ein häufiger Stolperstein bei jungen Geschäftsgründungen ist die ungenaue oder zu optimistische Finanzplanung. Kalkuliere deshalb sorgfältig, wie viel Startkapital du benötigst, und plane unbedingt Rückstellungen für Steuern, Sozialabgaben und unerwartete Ausgaben ein. Neben Eigenmitteln und Unterstützung aus deinem Umfeld stehen dir ggf. Förderinstrumente oder Start-up-Kredite zur Verfügung. Viele Fachhochschulen vermitteln Kontakte zu Finanzierungspartnern oder Investoren.

Ein durchdachter Businessplan hilft dir bei der internen Strukturierung und wird auch bei der Kommunikation mit Geldgebern erwartet.

Typische Fehler in der Finanzplanung:

  • Einnahmen werden zu optimistisch geschätzt
  • RĂĽckstellungen fĂĽr Abgaben und Steuern fehlen
  • Vereinbarungen mit Geldgebern werden nicht schriftlich festgehalten
  • Buchhaltung wird zu spät aufgesetzt

Absicherung und Verträge

Je früher du dich mit Risiken und rechtlichen Grundlagen befasst, desto besser schützt du dich vor Streitfällen und finanziellen Schäden. Selbst wenn dein Unternehmen noch klein ist, solltest du Fragen zu Versicherungen und vertraglichen Regelungen frühzeitig klären.

Versicherungslösungen je nach Arbeitsfeld

Welche Versicherungen du brauchst, hängt von deiner Tätigkeit ab. Eine Betriebshaftpflichtversicherung schützt dich, wenn du Dritten im Rahmen deiner Arbeit einen Schaden zufügst. Bei beratenden Tätigkeiten, wie sie im IT-, Design- oder Ingenieurwesen häufig vorkommen, ist eine Berufshaftpflicht sinnvoll, da sie auch finanzielle Folgeschäden abdeckt.

In vielen Fällen ist es ausserdem sinnvoll, über Sachversicherungen oder eine Absicherung bei Erwerbsunfähigkeit nachzudenken. Fachhochschulen oder Berufsverbände geben dir eine erste Orientierung.

Rechtsverbindliche Vereinbarungen treffen

Auch kleinere Aufträge solltest du vertraglich absichern. Formuliere möglichst klar, welche Leistung du erbringst, zu welchem Preis und in welchem Zeitrahmen. Kläre ausserdem, welche Rechte an den Ergebnissen du überträgst und wie du mit Änderungen oder Verspätungen umgehst.

Wichtige Punkte:

  • Beschreibung der Leistung
  • Zahlungsbedingungen und Fälligkeiten
  • Zeitlicher Rahmen der Umsetzung
  • Nutzungsrechte und Eigentum an Ergebnissen
  • Regeln fĂĽr Ă„nderungen oder Verzögerungen

Mietverträge und finanzielle Sicherheiten

Wenn du Geschäftsräume nutzt, zum Beispiel ein Atelier, ein Büro oder ein Lager, musst du in der Regel eine Kaution hinterlegen. Statt das Kapital auf einem Sperrkonto zu blockieren, kannst du eine Mietkaution durch eine Garantie ersetzen. Das entlastet deine Liquidität und schafft finanziellen Spielraum, den du für laufende Ausgaben oder Investitionen nutzen kannst. Achte ausserdem darauf, dass alle Mietbedingungen schriftlich geregelt sind, insbesondere zu Kündigungsfristen, Nebenkosten und Nutzungszweck der Räume.

Digitale Pflichten einhalten

Sobald du eine Website betreibst oder personenbezogene Daten erhebst, gelten rechtliche Mindestanforderungen. Dazu gehören ein korrektes Impressum, eine verständliche Datenschutzerklärung sowie die Einhaltung der Zustimmungspflicht bei Newslettern und Tracking-Tools.

Achte darauf, dass du alle rechtlichen Vorgaben bereits ab dem ersten Tag erfüllst. Das gilt auch für kleinere Projekte mit begrenztem Funktionsumfang. Neben fachlichem Wissen brauchst du auch die Fähigkeit, mit Unsicherheit, Verantwortung und zwischenmenschlicher Dynamik umzugehen – Kompetenzen, die für Start-ups besonders relevant sind.

Steuern und Sozialabgaben

Einkünfte aus deiner selbstständigen Tätigkeit musst du in der Steuererklärung angeben. Abhängig vom Umfang deiner Tätigkeit bist du zudem verpflichtet, Beiträge an die AHV zu leisten. Die Anforderungen unterscheiden sich je nachdem, ob du nebenberuflich oder vollumfänglich selbstständig arbeitest. Um spätere Rückzahlungen oder Lücken zu vermeiden, solltest du diese Fragen direkt mit einer Ausgleichskasse oder einer Treuhandstelle klären.


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