Denn: Während Unternehmensziele sich meist auf die sachliche Ebene beziehen, sind es letztlich (immer noch) wir Menschen, die in einem hochkomplexen Zusammenspiel daran arbeiten, diese Ziele zu erreichen. Wir sollen gemeinsam Ergebnisse liefern – und gleichzeitig motiviert und gesund bleiben. Meine Überzeugung ist: Leistung und Wohlbefinden schliessen sich nicht gegenseitig aus – im Gegenteil. Aber wie gelingt Zusammenarbeit, die Unternehmen und Mitarbeitende langfristig erfolgreich und gesund bleiben lässt?
Ein entscheidender Faktor rückt dabei zunehmend in den Fokus. Die Antwort liegt nicht allein in der Organisation oder Struktur – sondern im Miteinander selbst. Google zeigte in seiner «Aristoteles»-Studie mit rund 180 Teams: Entscheidend für High Performing Teams sind nicht Fachwissen oder Zusammensetzung, sondern das soziale Klima, spezifisch: die psychologische Sicherheit.
Psychologische Sicherheit beschreibt die geteilte (!) Wahrnehmung in einem Team, dass man zwischenmenschliche Risiken eingehen kann – ohne negative Konsequenzen für Status, Karriere oder Selbstbild befürchten zu müssen. Dazu gehört etwa:
• unkonventionelle Ideen einbringen
• Kritik äussern oder etwas hinterfragen
• Konflikte ansprechen
• Fehler zugeben
Für mich als Psychologin ist das kein Wohlfühlbegriff, sondern ein entscheidendes und messbares Fundament für gelingende Teamarbeit. Ich frage mich oft: Wie sähe diese und jene Zusammenarbeit aus, wenn psychologische Sicherheit stärker ausgeprägt wäre – und wie viel Unmut und brachliegende Ideen gibt es dort, wo sie fehlt?
Eine Methode, die ich in meiner Arbeit einsetze, um psychologische Sicherheit zu fördern, ist Lego Serious Play. Ich war anfangs skeptisch: Lego – im Business-Kontext? Doch die Aha- und Wow-Momente als Teilnehmerin und später als Facilitatorin haben mich überzeugt. Wie ein Kunde einmal treffend formulierte: «Ich weiss nicht mehr, was ich erwartet hatte – aber ganz sicher nicht, dass so viele gute Ideen Form annehmen würden.»
Ein kleiner Einblick: Nach dem Einstieg in den Workshop folgen erste Bau-Challenges, die an aktuelle Fragestellungen des Unternehmens heranführen. Der Ablauf ist gut strukturiert mit mehreren Phasen, die aufeinander aufbauen. Wir arbeiten mit Metaphern: Die Bedeutung liegt nicht im Stein selbst, sondern in der Erzählung dazu. Jede:r erklärt das eigene Modell – alle hören zu, alle dürfen fragen.
Da es bei der psychologischen Sicherheit und der Methode Lego Serious Play zahlreiche Überschneidungen gibt, ergänzen sie sich ausgezeichnet. Durch Bauen und Erzählen werden komplexe Themen greifbar und verhandelbar, Zuhören gefördert und gegenseitiges Verständnis gestärkt. So entsteht ein Klima, das produktive Zusammenarbeit und nachhaltige Erfolge ermöglicht.
Good News: Wir müssen nicht bis zum nächsten Workshop warten. Wir können uns in diesem Moment fragen: Was kann ich heute tun, damit sich die Anwesenden psychologisch sicherer fühlen?
Diese regelmässig erscheinende Kolumne zum Thema psychische Gesundheit entsteht in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Berufsverband für Angewandte Psychologie (SBAP).