«Als Bachelor- und Master-Absolvierende sind Sie Teil der gesellschaftlichen Entwicklung – und ich hoffe, dass Sie die Zukunft aktiv mitgestalten», sagte Prof. Dr. Birgit Vosseler, Leiterin Departement Gesundheit, in ihrer Diplomrede. Telemedizin, Robotik und Künstliche Intelligenz werden den Alltag der Gesundheitsberufe bedeutend verändern. «Die Rolle der Fachpersonen wird durch eine stärkere Mensch-Maschinen-Interaktion geprägt sein. Umso wichtiger ist dann die zwischenmenschliche Begleitung – besonders in Situationen, die emotional und ethisch komplex sind», so Birgit Vosseler. Sie gab den Absolventinnen und Absolventen mit auf den Weg, dass sie «den richtigen Beruf gewählt haben». Mehr als je zuvor sind hochqualifizierte Fachpersonen gefragt – nicht nur in der direkten Patientenversorgung, auch als Führungspersonen, Forschende und Gestaltende. «Mit Ihrer Expertise werden Sie die Weiterentwicklung eines innovativen, patientenzentrierten Gesundheitssystems beeinflussen. Dabei übernehmen Sie eine zentrale Rolle bei der Gestaltung zukünftiger Gesundheitsmodelle». Birgit Vosseler motivierte die Diplomierten, «gemeinsam im Beruf zu agieren, Ideen und Innovationen umzusetzen. Nicht warten, sondern Neues ausprobieren, Fragen stellen – und sich aktiv in die Forschung einmischen». Wie kreativ und innovativ die Absolventinnen und Absolventen sind, zeigten sie in ihren Abschlussarbeiten.
Wie können Pflegefachpersonen Menschen unterstĂĽtzen, die in der Arbeitswelt stark belastet sind? Anesa Veliji untersuchte in ihrer Bachelorarbeit eine besonders beanspruchte Berufsgruppe: «Auffallend häufig sind Mitarbeitende der Polizei von Depression, posttraumatischer Belastungsstörung, Burn-out, kardiovaskulären Erkrankungen oder gastrointestinalen Beschwerden betroffen». Wer in diesem Bereich arbeitet, ist als «Ersthelfer» heftigen Stressoren ausgesetzt. Schwere Unfälle, Gewaltverbrechen, Todesfälle oder Misshandlungen – solche EindrĂĽcke hinterlassen Spuren. Doch selten nehmen Polizistinnen und Polizisten Hilfe in Anspruch – oft aus Furcht vor Stigmatisierung. Bisher sind keine wirksamen, systematischen Massnahmen beschrieben. Somit besteht Forschungs- und Handlungsbedarf: «Eine gesunde Polizei ist wichtig fĂĽr eine sichere Gesellschaft», betonte Anesa Veliji bei der Präsentation ihrer Studie. Im Zentrum stand das Konzept der «Selbstwirksamkeit» – ein wichtiger Schutzfaktor im Umgang mit Belastungen. Die Forscherin untersuchte, inwieweit Alter, Geschlecht, Dienstjahre und der Arbeitsbereich die Selbstwirksamkeit beeinflussen. Hierzu analysierte sie Daten von Mitarbeitenden der Stadtpolizei St.Gallen.Â
Diese Bachelorthesis mit Bestnote bildet die Grundlage, um evidenzbasierte Massnahmen zu entwickeln: «Es braucht Interventionen, die individuell auf die Personen abgestimmt sind – damit sie langfristig im Beruf bleiben können».
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache weltweit – mit fast 20 Millionen Todesfällen pro Jahr. Personen mit koronarer Herzkrankheit (KHK) stehen im Zentrum der Bachelorarbeit von Mara Kundert. Aus physiotherapeutischer Perspektive untersuchte sie, welche Form des Trainings fĂĽr diese Patientengruppe optimal geeignet ist. Aktuelle Leitlinien empfehlen moderates Ausdauertraining (MICT). «Es besteht jedoch ein wachsendes Interesse an hochintensivem Intervalltraining – als Alternative zu moderatem Ausdauertraining» berichtete die Forscherin. Studien belegen, dass hochintensives Intervalltraining (HIIT) sicher, effektiv und dem moderaten Training ĂĽberlegen ist. Jedoch fehlt ein Konsens ĂĽber optimale HIIT-Parameter. Mara Kunderts Analyse zeigte: Niedervolumiges HIIT (Low-Volume-HIIT) könnte als Alternative zu traditionellem Ausdauertraining dienen. Die spezifische Form dieses Trainings sollte jedoch anders sein als in der Forschung beschrieben.Â
Diese Bachelorthesis mit Bestnote erweitert den Blick auf Trainingsoptionen im Rahmen der kardiologischen Rehabilitation. Zukünftige Studien sollten verschiedene HIIT-Modelle miteinander vergleichen. Auf dieser Basis könnte ein optimales HIIT-Protokoll für Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit entstehen.
Höhepunkt der Feier war die Ăśbergabe der Diplome – ein unvergesslicher Moment fĂĽr 49 Absolventinnen und Absolventen des «Bachelor of Science in Pflege», zehn des «Master of Science in Pflegewissenschaft» und 40 des «Bachelor of Science in Physiotherapie».Â
Anschliessend erfolgten drei Preisverleihungen – durch den Schweizer Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK), durch die Stiftung Chirurgie und durch den Physioswiss-Verband.Â
Tanja Gabathuler, Co-Geschäftsleiterin und Fachverantwortliche Bildung der SBK-Sektion St.Gallen/Thurgau/Appenzell, prämierte drei herausragende Bachelorthesen. Zu den Preisträgerinnen gehörte Sarina Niederer. Sie untersuchte den Einfluss sozialer Medien auf den Alltag von Eltern, die nach der Geburt ihres Kindes eine Depression erleben. Auch die Arbeit von Melanie Stieger wurde prämiert. Sie ging der Frage nach, wie sich Patientenedukation zum Thema «Sturz» auf ältere Menschen in der stationären Akutsomatik auswirkt. Eine Auszeichnung erhielt auch die Arbeit von Anesa Veliji.Â
Als Ratsmitglied der Stiftung Chirurgie prämierte Nicole Mösli die Masterthesis von Sandy Hesselberth. Im Zentrum steht ein Modell zur Delir-Vorhersage bei Patientinnen und Patienten auf Intensivstationen.Â
Christian Wild, Präsident des Physioswiss-Regionalverbandes St.Gallen-Appenzell, zeichnete Mara Kunderts Bachelorarbeit aus.Â
Der Preis des Physioswiss-Landesverbandes ging an Jakob Löffler. Er forschte zu Ausdauertraining nach einem Schlaganfall – mit Blick auf die Reaktion des BDNF-Wachstumsfaktors. Bereits im Vorfeld der Diplomfeier hatte der Stiftungsrat der Dr. Hans Altschüler Stiftung die Bachelorthesis von Martina Steiff für die Prämierung ausgewählt. Diese Arbeit ist auf Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom ausgerichtet. Im Fokus steht Kältetherapie (Kryotherapie) als Option, wenn Hochdosis-Chemotherapie eine Entzündung der Mundschleimhaut auslöst.
Die vielversprechenden Forschungsarbeiten zeigen: Hier setzen mutige Vorreiter:innen neue Standards. Die Ergebnisse können nun in der Praxis zum Tragen kommen – zum Nutzen der Patientinnen und Patienten. Das Departement Gesundheit gratuliert allen Diplomierten zu ihren beeindruckenden Leistungen.