Der Energiehunger der Datenspeicher

Energie zu sparen, ist das Gebot der Stunde. Ein grosser Faktor ist der Verbrauch durch Gebäude, und ein riesiges unausgeschöpftes Potenzial liegt hier bei Rechenzentren. Dort setzt FH-Ingenieur Maurus Caduff an.

Es ist Heizzeit mitten in der Energiekrise. Vielerorts wird der Thermostat etwas heruntergeschraubt. Auch Maurus Caduff leistet seinen persönlichen Beitrag: «Das Thema ist schon aktuell im Moment, daher haben auch wir entschieden, zu Hause 20 Grad nicht zu überschreiten, die Heizung also nicht so wie sonst aufzudrehen, oder ganz abzustellen.»

Wenn alle mitmachten, würde das tatsächlich einen Unterschied machen. Maurus weiss es, denn er kennt die Zahlen. Daher ein kleiner Ausflug in die Statistik: Gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) entfielen im Jahr 2020 45 Prozent des gesamten Energiebedarfs der Schweiz auf den Gebäudepark, nämlich 100 Terawattstunden (TWh). Eine TWh entspricht einer Milliarde Kilowattstunden (kWh). Alleine 75 Prozent des Gebäudeenergiebedarfs, also 75 TWh, wurden für die Heizungen benötigt. Ein Einfamilienhaus mit vier Personen hat übrigens einen durchschnittlichen Verbrauch von 4500 kWh pro Jahr.  In der Schweiz gibt es rund eine Million davon. So viel zu den Grössenverhältnissen.

Königsweg via Lehre, BM und FH

Maurus ist als Ingenieur aber nicht nur von Berufs wegen sensibilisiert auf Energieeffizienz und Umweltverträglichkeit. Er machte eine Lehre zum Heizungsinstallateur, samt Berufsmatura. Nach einer zweiten Lehre zum Gebäudetechnikplaner Heizung folgte das Studium in Gebäudetechnik mit Studienrichtung HLKS (Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär) an der Hochschule Luzern. Nach dem Abschluss war er so weit, dass er als Projektleiter Energiezentralen in Mehrfamilienhäusern planen konnte.

Auch heute ist das im FH-Studium Gelernte für ihn fundamental: «Es dient mir als wichtiges Basiswissen, um in den verschiedenen Bereichen der täglichen Arbeit zu wissen, was abzuklären und wo hinzuschauen ist.» Dies macht er seit drei Jahren als Projektleiter HLK bei der international tätigen Gebäudetechnik-Firma Jobst Willers Engineering AG. Ein Unternehmen, das zunehmend in innovative neue Felder vorstösst, wie etwa Life Sciences oder Health Care. Inzwischen hat Maurus zudem sein Wissen mit dem CAS Digitales Bauen an der FHNW erweitert.

Rechenzentren als riesige Stromfresser

Derzeit zerbricht er sich den Kopf weniger über die Dimensionierung von Heizungen als über die Kühlung von Computerservern. Konkret anhand eines Projekts im Kanton Zürich, wo ein neues Rechenzentrum gebaut wird. Und hier kommt wiederum die Energieeffizienz ins Spiel. «Im Kern der Sache geht es um die sogenannt kritische Kälte», beginnt Maurus zu erklären. Damit ist die eigentliche Kühlung der Rechner gemeint, die 24 Stunden und 365 Tage gewährleistet sein muss. Und ganz vereinfacht gesagt: Je weniger Kühlung nötig ist, desto energieeffizienter ist ein Rechenzentrum. Das ist ein Aspekt von mehreren, mit denen beim Speichern unserer immer grösser werdenden Datenmassen sehr viel Energie gespart werden könnte. Dies vor dem Hintergrund, dass in den nächsten Jahren neue Rechenzentren mit einem Energiebedarf von mehreren TWh gebaut werden, was etwa der Leistung eines Atomkraftwerks entspricht.

Abwärme und möglichst wenig künstliche Kälte

Maurus erklärt, wie der Energiebedarf mittels der Eintrittstemperatur und der Nutzung von Abwärme optimiert werden kann. Und wie vor allem bei der Abwärme noch viel Potenzial brach liegt, da der wirtschaftliche Nutzen noch nicht gross genug ist. Ein Umstand, der sich infolge der wachsenden Energieknappheit noch ändern könnte. Darauf hofft Maurus zumindest. Insofern fühlt er sich bei seinem jetzigen Arbeitgeber Jobst Willers gut aufgehoben. «Wer mit uns baut, sucht eher eine langlebige und nachhaltige Lösung als eine konventionelle.»

 

Das Porträt in voller Länge erschien im INLINE, Ausgabe Februar 2023.

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