Analyse meiner selbst

Livia Senti
Studentin | Fachhochschule Graubünden
  • 24.04.2021
  • 4 min
Mit der Frage: «Wer bin ich?», befassen wir uns eigentlich nie. Dasselbe gilt für die Fragen «Wie nehme ich mich selbst wahr?» oder «Stimmt meine Selbstwahrnehmung mit der Realität überein?». Doch genau diesen Fragen durften wir während der Blockwoche Psychologie im letzten Semester nachgehen.

In das Thema eingetaucht sind wir während des Semesters mit der Theorie der Selbstverwirklichung nach Carl R. Rogers. Diese besagt, dass der Mensch lernen kann, seine Bedürfnisse und Wünsche zu entdecken und als Teil seiner selbst zu akzeptieren. Denn für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und eines gesunden Selbstbewusstseins ist es erforderlich, sich selbst zu kennen. Um diesen Ansatz zu verstehen, haben wir uns intensiv mit Frida Kahlo, einer bekannten Malerin aus Mexiko, beschäftigt. Frida war eine starke Frau mit einer widersprüchlichen Persönlichkeit, weshalb ihre Figur perfekt zur Analyse des Real-Selbst, Ideal-Selbst und der Realität geeignet war. 

 

Selbstporträt im Betriebsökonomie-Studium

Danach folgte der wirklich spannende Teil. In der Blockwoche stellten wir uns die gleichen Fragen, diesmal jedoch über uns selbst. Wir bekamen zur Aufgabe, unser eigenes Ich zu erforschen und dieses in einem Selbstportrait festzuhalten. Ins Zentrum gerückt wurden die Frage «Was hat mich geprägt?» und «Was macht mich aus?». Ich war sofort begeistert von der Aufgabe. Dies war mal etwas ganz anderes, vor allem in einem Betriebsökonomie Studium. In der Gestaltung und der Wahl der Techniken waren wir komplett frei und konnten unserer Kreativität freien Lauf lassen.

Zuerst erstellte ich ein Mindmap mit meinen Hobbys; Personen, die mir wichtig sind; Charaktereigenschaften; meinen äusseren Erkennungsmerkmalen; Ereignisse aus der Kindheit/Jugend, an die ich mich noch lebhaft erinnere, etc. Während der Umsetzung wurde mir auf einmal bewusst, dass es sich bei der Aufgabe um eine sehr persönliche handelt, die einiges über mich preisgibt. Beruhigend war jedoch, dass ich selbst die Wahl hatte, was ich darstelle und was mein Portrait schlussendlich alles verraten soll. Ich entschied mich deshalb dafür, vor allem mit vielen kleinen, zum Teil versteckten, Symbolen zu arbeiten, die meine Erlebnisse und Erkenntnisse aufzeigten. 

 

Einzigartiges Erlebnis

Als mein Selbstportrait fertiggestellt war, verspürte ich innerlich ein richtig gutes Gefühl und war zufrieden mit mir selbst. Zum einen, weil es bereichernd war, sich mit dem eigenen Ich auseinanderzusetzen und alte Erlebnisse (seien es positive oder negative) aufleben zu lassen und zu hinterfragen, ob und wie sich diese auf einen ausgewirkt haben. Und zum anderen, weil ich mit meinem Selbstportrait vieles über mich aussage und offenbare, jedoch ohne, dass die Bedeutung und Aussage des Bildes offensichtlich und verständlich dargestellt ist.

Alles in allem war es eine super Aufgabe, um den Stoff in die Praxis umzusetzen und gleichzeitig sich selbst (wieder) zu entdecken und vieles über das Ich zu erfahren. Dadurch, dass es sich um eine sehr individuelle und persönliche Arbeit handelte, wurde diese auch nicht benotet. Dieser Schachzug des Dozenten nahm bei mir den Druck raus und überliess der Kreativität die Oberhand. Was meiner Meinung nach bei allen zu einer künstlerischen Meisterleistung führte!

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