Zähneknirschen und CMD: Ursachen, Folgen & Behandlung

Mehr als jeder Zehnte knirscht nachts mit den Zähnen – und tagsüber sogar jeder Fünfte. Bruxismus sorgt dann häufig für Beschwerden wie Kiefer­schmerzen und gefährdet langfristig die Zahngesundheit. Innovative Lösungen und einfache Übungen helfen Betroffenen, ihr Zähneknirschen effektiv zu managen.


Zähneknirschen, Bruxismus: Was ist das?

Bruxismus ist eine recht häufige Störung, bei der man unbewusst die Zähne zusammenpresst oder aufeinander reibt – also mit ihnen «knirscht». Das Zähneknirschen entsteht durch eine übermässige Aktivität der Kaumuskulatur, die sowohl tagsüber als auch beim Schlafen auftreten kann. Dabei verspannt sich der Unterkiefer und verschiebt sich aus seiner natürlichen Ruheposition. So kommt es zu einem wiederholten oder dauerhaften Zahnkontakt, der eigentlich nur zum Kauen von Nahrung notwendig ist.

Kiefergelenkserkrankung (CMD)

Das Kiefergelenk spielt eine wichtige Rolle in unserem Alltag: Seine Funktionsfähigkeit ist entscheidend für die Mundbewegungen beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Wenn das Zusammenspiel von Kiefergelenk und Kaumuskulatur gestört ist, können Schmerzen, Schwindelgefühle und andere Beschwerden folgen. In diesem Fall spricht man von einer Kiefergelenkserkrankung, auch Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) genannt. Diese umfasst Fehlregulationen von Muskeln, Sehnen und Gelenken. CMD ist eng mit dem Zähneknirschen verbunden und tritt meist im Alter zwischen 20 und 40 Jahren erstmals auf.



Frauen sind beinahe doppelt so häufig vom Zähneknirschen betroffen wie Männer.



Ursachen für Zähne­knirschen und CMD

Die Ursachen für Zähneknirschen und CMD sind vielfältig. Nicht immer können Betroffene ihre Beschwerden auf einen bestimmten Auslöser zurückführen. Besonders häufige Ursachen sind:

Psychologische Faktoren

Zahnprobleme

  • Fehlstellungen der Zähne oder des Kiefers
  • UnnatĂĽrlicher Biss und daraus folgende Fehlbelastungen

Andere mögliche Ursachen

  • Schlafstörungen wie das Schlafapnoe-Syndrom
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Genetische Veranlagung
  • Rauchen


Auswirkungen von Zähneknirschen

Wer regelmässig mit den Zähnen knirscht und womöglich an einer CMD leidet, kann kurzfristige oder dauerhafte gesundheitliche Folgen davontragen:

Akute psychische und körperliche Symptome

  • Kopf-, Nacken- oder RĂĽckenschmerzen
  • Ohrenschmerzen oder Tinnitus
  • Kieferschmerzen
  • Muskelverspannungen im Gesichts- und Halsbereich
  • Eingeschränkte Kieferöffnung

Langfristige Folgen fĂĽr die Zahngesundheit

  • Abnutzung des Zahnschmelzes
  • Erhöhte Empfindlichkeit der Zähne
  • Risse oder BrĂĽche in den Zähnen
  • Lockerung von Zähnen
  • Probleme mit FĂĽllungen und Zahnersatz

Ist Zähneknirschen gefährlich?

Wenn das Zähneknirschen nur gelegentlich oder phasenweise auftritt, hat es in der Regel keine ernsthaften Folgen. Chronisches Knirschen kann hingegen zu erheblichen Problemen führen, wenn es nicht angemessen behandelt wird. Es kann dann nicht nur die Zahngesundheit schädigen, sondern auch zu chronischen Schmerzen wie anhaltenden, starken Kopfschmerzen führen und so den Alltag beeinträchtigen.


Zähneknirschen bei Kindern und Babys

Auch Kinder und Babys knirschen gelegentlich mit den Zähnen. Bei Kleinkindern ist das oft eine vorüberge­hende Phase, die mit dem Zahnwechsel zusammenhängt. Mögliche Ursachen können sein:

  • Zahnschmerzen während des Zahnwechsels
  • Stress oder Angst
  • Fehlstellungen der Zähne
  • Atemwegsprobleme

Bei Bedenken eine Zahnärztin oder einen Zahnarzt konsultieren

Das Zähneknirschen von Babys, Kleinkindern und Kindern sollten Eltern aufmerksam beobachten.



Wie wird Zähneknirschen behandelt?

Da der Zahnschmelz beim Knirschen grossen Belastungen ausgesetzt ist, kommt bei Bruxismus häufig eine Aufbissschiene aus Kunststoff (Okklusionsschiene) zum Einsatz. Sie wird am Ober- oder Unterkiefer getragen und individuell für die Patientin oder den Patienten gefertigt. Die dünne Kunststoffschicht verhindert den direkten Zahnkontakt und schützt die Zähne so vor übermässigem Abrieb. Zusätzlich sorgt die Aufbissschiene für eine leichte Veränderung der Kieferstellung – das reduziert die Muskelaktivität und hilft gegen Gelenkschmerzen.

Übungen gegen Zähneknirschen

Entspannungsübungen für den Kiefer können gegen Zähneknirschen helfen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie diese selbstständig und ohne Hilfsmittel durchführen können.


Therapien als Behandlung

Wenn das Zähneknirschen für Verspannungen oder gar Schmerzen sorgt, kann eine unterstützende Physiotherapie sinnvoll sein – etwa eine manuelle Therapie sowie Kälte- oder Wärme­anwendungen. Mithilfe von Entspannungstechniken wie der progressiven Muskelrelaxation nach Jacobson können Betroffene das «Lockerlassen» neu erlernen. Manche Patientinnen und Patienten profitieren auch vom Biofeedback-Verfahren oder einer biofeedbackunterstützten kognitiven Verhaltenstherapie.

Botox gegen Zähneknirschen?

Wenn Aufbissschiene, Physiotherapie und andere Behandlungs­ansätze nicht ausreichen, um die Beschwerden zu lindern, kommt in manchen Fällen Botox zum Einsatz. Dieses wird in die Kau­muskulatur, meist den Musculus masseter, gespritzt, um den Kiefermuskel zu entspannen. Allerdings lässt die muskel­entspannende, schmerzlindernde Wirkung nach nur wenigen Monaten nach. Die Behandlung muss daher regelmässig wieder­holt werden, was langfristig Schäden am Kieferknochen hervorrufen kann. Für den Einsatz bei Zähneknirschen und CMD ist Botox nicht zugelassen, sodass die Therapie als «off-label-use» erfolgt.

Alltagstipps & Hausmittel gegen Zähneknirschen

  • Entspannungstechniken
  • Ernährungsumstellung
    • Koffein und Alkohol reduzieren
    • Ausgewogene Ernährung unterstĂĽtzt die Muskel- und Gelenkgesundheit

  • Nahrungsergänzungsmittel
    • Magnesium kann zur Muskelentspannung beitragen
    • Vitamin B-Komplex zur UnterstĂĽtzung des Nervensystems

  • Sport und Bewegung
    • Regelmässige körperliche Aktivität zum Stressabbau
    • DehnĂĽbungen fĂĽr Nacken- und Kiefermuskulatur

  • Digitale UnterstĂĽtzung
    • Apps wie zum Beispiel medicalmotion können die Genesung unterstĂĽtzen


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Quellen

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