Partnerartikel

Kultur des Lifelong Learning

Thomas Schläpfer
ZHAW
  • 16.06.2022
  • 6 min
Neue berufliche Anforderungen oder Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt: Um eine fortwährende Entwicklung in unterschiedlichen Lebenssituationen zu ermöglichen, hat die ZHAW die Lifelong-Learning-Strategie entwickelt. Sie ist Programm für das neue Ressort Bildung. Dessen Leiter Reto Steiner erläutert die Ziele.

Herr Steiner, was möchte die ZHAW mit der Lifelong-Learning- Strategie erreichen?

Reto Steiner: Wir möchten unsere Studierenden während der gesamten Berufszeit begleiten. Dafür muss unser Bildungsangebot auf ihre spezifischen Bedürfnisse eingehen können und mit unterschiedlichen Lebenssituationen kompatibel sein. Genau hier kommt die Lifelong-Learning- Strategie ins Spiel. Denn sie bricht mit der Tradition, dass an Hochschulen streng zwischen grundständiger Lehre und Weiterbildung unterschieden wird. Mit Hilfe der Lifelong-Learning-Strategie wollen wir eine Hochschule gestalten, an der die Werte und Inhalte des Studiums und der Weiterbildung sich ergänzen und damit einen Beitrag zu einer gesellschaftlichen Kultur des lebenslangen Lernens leisten.

Wie wollen Sie das erreichen?

Heute sind die Lebensläufe der Menschen viel diverser als vor 30 Jahren. Damit spiegeln sie die schnelle Veränderung am Arbeitsmarkt und in den Jobprofilen wider. Doch der schnelle Wandel ist auch eine Chance. Durch individualisierte und flexible Bildungsangebote wollen wir auf die spezifischen Bedürfnisse der Menschen eingehen, egal ob sie ihren Interessen nachgehen, Bildungslücken schliessen, bereits Erlerntes noch vertiefen oder sich anderweitig spezialisieren wollen.

Unsere Bildungsangebote haben den Anspruch, neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zu integrieren.

Reto Steiner, Hochschulleitungsmitglied der ZHAW und Leiter des Ressorts Bildung

 

Vor rund 100 Tagen hat die ZHAW das neue Ressort Bildung eingeführt. Sie sind dessen Leiter. Dieses ersetzt die bisherigen Ressorts Lehre und Weiterbildung. Welches Ziel verfolgt das neue Ressort Bildung?

Als wissenschaftsbasierte und praxisorientierte Hochschule müssen wir eine Vorstellung davon haben, welches Wissen und welche Kompetenzen wir den Studierenden auf welche Weise am besten vermitteln, sodass sie sich in ihrem Arbeitsumfeld weiterentwickeln und Verantwortung in der Gesellschaft übernehmen können. Wenn es uns gelingt, Synergien im Bereich Bildung bestmöglich zu nutzen, Lernprozesse bedürfnisgerecht zu individualisieren und Lernzeiten, -orte und -modalitäten zu flexibilisieren, dann wäre das ideal.

Wo möchte die ZHAW in zehn Jahren stehen?

Mit der Lifelong-Learning-Strategie und einem integrierten Ressort Bildung wollen wir sicherstellen, dass die ZHAW auch in zehn Jahren eine Hochschule ist, welche die Menschen optimal auf das Berufsleben vorbereitet und sie während ihrer gesamten beruflichen Karriere individuell fördert und unterstützt. Als Bildungspartnerin möchten wir sie befähigen, unternehmerisch zu denken und zu handeln. Die Absolventinnen und Absolventen sollen aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen aktiv mitgestalten und geeignete Lösungen entwickeln können. Dazu tragen unsere Bildungsangebote bei, die konsequent den Anspruch haben, neuste wissenschaftliche Erkenntnisse zu integrieren.

Wenn Studiengänge individueller werden sollen, worauf muss man dann bei der Zertifizierung achten?

Am wichtigsten ist die Nachweisbarkeit von im Studium erworbenen Kompetenzen. Wir legen grossen Wert auf Arbeitsmarktfähigkeit der Absolventinnen und Absolventen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, was man junge Menschen heute lehren sollte?

Die wichtigste Kompetenz ist, sich rasch und eigenständig neues Wissen aneignen und daraus Handlungskompetenzen entwickeln zu können. Die Halbwertszeit von Wissen ist heute sehr kurz. Deswegen ist es essenziell, sich während des Berufslebens aktiv neues Know-how zu erarbeiten, um neue Impulse setzen zu können.

Förderformate und Freiräume für Transformation schaffen

Patrick Hunger trägt seit dem 1. April 2022 die operative Verantwortung für den Stabsbereich Bildung und unterstützt damit die zukunftsorientierte Entwicklung der grundständigen Lehre und Weiterbildung der ZHAW. «Wir sind eine Expertenorganisation und verfügen über unglaublich viel und diverses Fach- und Transformationswissen. Deswegen soll mit dem Ressort Bildung eine Organisation entstehen, die zusammen mit den Departementen Förderformate und Freiräume für Bildungs-Transformation und -Innovation schafft», so Hunger. Zuletzt war der neue Stabsstellenleiter unter anderem COO von Legartis, CEO der Saxo Bank Schweiz und Geschäftsleitungsmitglied bei der Credit Suisse Trust AG. Davor war er stellvertretender Leiter der Abteilung Business Law an der ZHAW und kehrt jetzt an seine frühere Wirkungsstätte zurück. Ausserdem ist Hunger Co-Präsident von Swiss Cycling. Das Ressort Bildung ist verantwortlich für die Umsetzungsplanung der Strategie «Bildung und digitale Transformation» sowie

Patrick Hunger, Ressort Bildung.
Patrick Hunger, Ressort Bildung.

der «ZHAW Lifelong-Learning-Strategie» und für die Weiterentwicklung bestehender Strategien in diesem Bereich. Die organisatorischen Einheiten sind die Fachgruppen Lehrtechnologien und Didaktik, Administrationsprozesse Bildung, Bildungsangebote sowie das Innovation Lab, die unter der operativen Leitung von Patrick Hunger die Grundlagen erarbeiten und bei der Umsetzung unterstützen. Im Innovation Lab sollen übergreifende Projekte behandelt und unkonventionelle Lösungen ausprobiert werden.

Das Interview ist zuerst im ZHAW-Impact 57/2022; impact.zhaw.ch erschienen.

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