Jongleur mit Sprachen und Bäl

Als Konferenzdolmetscher kennt Max Haverkamp die Tücken, die zwischen den Sprachen liegen, bestens. Und verrät den einen oder anderen Trick der Dolmetscher für knifflige Situationen.

Max Haverkamp, gleichzeitig zuhören und sprechen, das stelle ich mir unglaublich schwierig vor. Wie machen Sie das?

Es ist wirklich auch schwierig. Wie so vieles ist es aber letztlich eine Trainingssache: Man beginnt mit kurzen Sätzen, die man in derselben Sprache mit kurzem Abstand nachspricht, sogenanntes Shadowing. Dann folgt dasselbe in Fremdsprachen. Danach steigert man nach und nach die Textlänge, wie die Distanz beim Marathonlaufen. Aber es erfordert hohe Konzentration, weshalb sich beim Konferenzdolmetschen jeweils zwei Dolmetscher jede halbe Stunde abwechseln.

Wenn ich hier beim Interview mit Eintippen nicht mitkomme, kann ich Sie kurz unterbrechen. Ist das beim Dolmetschen denkbar?

Das kommt auf die Situation an. Im kleineren Rahmen kann es vorkommen, dass man eingreift und sagen muss: Bitte etwas langsamer. Das ist natürlich nie angenehm, aber wenn es der Sache dient, eben notwendig. Aber im Fernsehen vor einem Millionenpublikum ist das völlig undenkbar. Dann muss man zu Notlösungen greifen, um den Fluss beizubehalten - etwas weglassen, priorisieren.

Was ist für Sie bei Sprachen wichtiger: möglichst viele Fachbegriffe oder sprachliche Feinheiten?

Das kommt ganz auf die Tätigkeit an. Wenn ich im Patentamt in München übersetze, dann sind die Genauigkeit bei der Formulierung und die Fachbegriffe wichtiger als die sprachliche Formulierung. Bei einer politischen Debatte ist es wiederum umgekehrt. Da stehen die Emotionen im Vordergrund, es kommt auf sprachliche Nuancen an, da wird es spannend als Dolmetscher.

Was macht einen guten Dolmetscher aus?

Interesse und Freude an der Sprache, eine hohe Belastbarkeit, Konzentrationsfähigkeit und auch Improvisationstalent. Man muss Perfektionist sein, aber gleichzeitig auch sehr schnell flexibel reagieren können.

 

Das ganze Interview findest du im nächsten INLINE (Ende August im Briefkasten oder auf www.fhschweiz.ch).

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