Drei Fragen für fünf Führungspersonen

  • 03.05.2025
  • 12 min
Sie sind alle in einer Führungsfunktion tätig, aber ganz auf unterschiedliche Art und Weise. Ob Dirigent, Schulleiterin, Manager, Pflegeleiterin oder Geschäftsführerin einer NPO. Sie gehen als Führungspersonen voran, kennen dieselben Herausforderungen und sehen ihr Wirken im Feedback der Mitarbeitenden gespiegelt. Anhand dreier Stichworte offenbaren sie nebst interessanten Ansichten und Haltungen auch einige ganz persönliche Einblicke.

Deborah Berra, Geschäftsführerin

MAS in Business Innovation (HWZ), DAS in Fundraising Management (ZHAW), weitere CAS und Weiterbildungskurse FH

Nach einer Laufbahn in der Finanzbranche wechselte Deborah Berra zum Hilfswerk der evangelischen Kirche (HEKS), wo sie im Fundraising tätig war. 2014 stiess sie zur Kindernothilfe, wo sie seit Ende 2015 als Geschäftsführerin amtet. «Mit einem feinen Gespür für Sprache, Wirkung und Zielgruppen verantworte ich die strategische und operative Ausrichtung der Organisation. Besonders am Herzen liegt mir eine ehrliche, klare Kommunikation – frei von Floskeln, dafür mit echter Tiefe», sagt sie über ihre Aufgabe. «In einem kleinen Team übernehmen wir viel Verantwortung – mit wenig Ressourcen, aber umso mehr Herzblut.»

Mein Anspruch an mich selbst

Ich will wirksam sein – als Führungsperson, als Kommunikatorin, als Mensch. Nicht um jeden Preis, sondern mit Haltung. Ich strebe Klarheit an, auch wenn die Umstände komplex sind. Verantwortung zu übernehmen, heisst für mich nicht, alles zu wissen oder zu können – sondern Entscheidungen zu treffen, die tragen. Und dabei menschlich zu bleiben. Ich sehe meine Aufgabe darin, mein Team zu stärken, damit es seine Arbeit gut machen kann.

So motiviere ich Menschen

Ich zeige, wofür wir etwas tun – und warum es zählt. Ich vertraue auf Eigenverantwortung und schaffe Raum für ehrliche Gespräche. Menschen wollen gesehen werden – nicht nur in dem, was sie beitragen, sondern auch in dem, was sie gerade bewegt. Genau dafür versuche ich da zu sein.

Deborah Berra


Mein schwierigster Tag als Geschäftsführerin

Es war einer dieser Tage, an dem alles gleichzeitig kam: Fristen, technische Ausfälle, Erwartungen von aussen – und das Gefühl, den Menschen um mich herum nicht gerecht zu werden. Was es besonders schwierig machte, war nicht der Druck an sich, sondern der Moment, in dem ich merkte, dass ich nicht genug Luft zum Entscheiden hatte. Am Ende des Tages muss man ehrlich hinstehen und sagen: Heute war’s viel – aber wir haben’s getragen.


Manuel Oswald, Dirigent

Masterstudien auf der Violone in Pädagogik, Performance und Kammermusik in Fribourg, Luzern (HSLU), Basel (FHNW) und Salzburg; MAS im Dirigieren bei Johannes Schlaefli (ZHdK)

Ursprünglich als Geiger ausgebildet und mit dem Gemeaux-Quartett mehrfach ausgezeichnet, hat Manuel Oswald später seine Leidenschaft am Dirigieren entdeckt. 2021 legte er die Geige zur Seite und konzentrierte sich vollständig auf die Arbeit mit dem Taktstock. Er ist heute Dirigent des Stadtorchesters Luzern, des Orchestervereins Nidwalden und des Philharmonischen Orchesters Riehen.

Mein Anspruch an mich selbst


Nachdem ich eine Partitur intensiv studiert habe, versuche ich genau zu verstehen, was der Komponist hinter den Noten ausdrücken möchte – welche Emotionen, welche Botschaft. Mein Ziel ist es, diese Essenz dem Orchester zu vermitteln, sowohl durch meine Gestik als auch durch meine Worte.

So motiviere ich Menschen

Ich versuche, eine klare Vision des musikalischen Ausdrucks zu haben und zu verstehen, was jede:r einzelne Musiker:in braucht, um bestmöglich spielen zu können. Dabei richte ich den Fokus immer wieder auf die Musik und schaffe einen Raum, in dem jede:r genug Platz hat, um «sich selbst» zu sein.

Manuel Oswald, Dirigent


Mein schwierigster Tag als Dirigent

Mein allererster Konzertabend mit einem neuen Orchester – vor vielen Jahren. Ich hatte einen Hexenschuss und musste das Konzert absagen.


Nadine Saladin, Leiterin Pflege und Betreuung

Fachfrau Gesundheit EFZ, Bachelor of Science Pflege, Master of Science Pflege (beide Fachhochschule St. Gallen bzw. OST)

Nadine Saladin hat bereits früh begonnen, sich voll auf die Pflege zu spezialisieren. Sie absolvierte dazu bald nach der Lehre und Berufsmatura den konsekutiven Bachelorstudiengang an der FHS St. Gallen (heute OST), später auch den entsprechenden Masterstudiengang. Seither ist sie als Pflegeexpertin tätig, unterrichtete zeitweise an Berufsfachschulen und ist in Teilzeit auch an der Fachhochschule OST als Dozentin tätig.

Seit letztem Herbst verantwortet sie bei der Sana Fürstenland AG den Bereich Pflege und Betreuung und ist Mitglied der Geschäftsleitung.

Mein Anspruch an mich selbst

Mein Anspruch an mich selbst ist es, ein Vorbild zu sein – sei es in der Art und Weise, wie ich Entscheidungen treffe, in alltäglichen Handlungen oder im Umgang mit meinen Mitmenschen.

Nadine Saladin


So motiviere ich Menschen

Mit einer starken Vision, welche auf den Werten der beteiligten Personen basiert.

Mein schwierigster Tag als Leiterin

Die schwierigsten Tage für mich sind die, die komplett durchgeplant sind und mir das Gefühl geben, keine Zeit zu haben – keine Zeit für die Personen, die im Zentrum meines Handelns stehen, seien dies Teamkolleg: innen, Bewohnende oder Angehörige.


Connie Baur, Schulleiterin

Vorschul-/Kindergartenlehrerausbildung und -unterricht am Seminar Unterstrass, Bachelor of Arts in Logopädie, Hochschule für Heilpädagogik (HfH); MAS in Business Psychology, MAS Soziales Management (beide FHNW)

Als Kindergarten- und Primarschullehrperson wechselte Connie Baur bald in die Logopädie. Das bildungsseitige Rüstzeug für Führungsaufgaben erlangte sie später mit zwei MAS an der Fachhochschule. Seit 2018 ist sie Schulleiterin an der Primarschule Niederglatt (ZH).

Mein Anspruch an mich selbst

Es ist mir wichtig, nicht stehen zu bleiben. Ich gehe mit offenen Augen durchs Leben und nehme es an, wie es ist. Auch wenn etwas nicht gerade so läuft, wie es soll, hat mich die Vergangenheit gelehrt, dass alles seinen Sinn hat. Ich versuche, allen Menschen mit Respekt zu begegnen, unabhängig von Herkunft und Alter.

So motiviere ich Menschen

Ich bin ein sehr positiver Mensch. Mit meiner Offenheit, Ehrlichkeit und Echtheit finde ich schnell Zugang zu den Menschen. Wenn ich eine gute Beziehung herstellen kann, gelingt es auch einfacher, Leute zu motivieren. Dies konnte ich speziell in meiner therapeutischen Arbeit als Logopädin feststellen. Auch gelingt es mir gut, adressatengerecht zu kommunizieren. So rede ich zum Beispiel mit Schülerinnen und Schülern anders als mit den Eltern oder dem Hauswart.

Connie Baur


Mein schwierigster Tag als Schulleiterin

Schlechte Nachrichten zu überbringen, fällt mir generell sehr schwer. Ein besonders schwieriger Moment für mich war, als ich unserem Team mitteilen musste, dass eine Kollegin an Krebs erkrankt war.


Silvan Bussmann, Head of Business Unit

Technischer Kaufmann FA, Bachelor of Science in Business Administration (Hochschule Luzern), CAS Marketing und Kundenberatung im B2B-Geschäft (Universität St. Gallen)

Ursprünglich zum technischen Kaufmann ausgebildet, verfügt Silvan Bussmann über jahrelange Erfahrung in Industrieunternehmen, mit Aus- und Weiterbildungen an der Fachhochschule und Uni. Seit April dieses Jahres verantwortet er den Unternehmensbereich Components bei der auf Kaffeemühlen spezialisierten Hemro Group in Zürich. Zuvor war er während elfeinhalb Jahren in verschiedenen Positionen beim Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan in Weggis (LU) tätig, zuletzt als Head of International Accounts.

Mein Anspruch an mich selbst

Ich möchte stets authentisch und nahbar sein – in jeder Situation.

So motiviere ich Menschen

Mit Begeisterung, Wertschätzung und Anerkennung.

Silvan Bussmann

 

Mein schwierigster Tag als Vorgesetzter

Eine mitarbeitende Person hat mein Vertrauen missbraucht, weshalb ich mich zu disziplinarischen Massnahmen gezwungen sah.



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