Die meisten dürften mehr Homeoffice machen – tun es aber nicht

Bist du zufrieden im Homeoffice, oder gefällt es dir insgeheim eigentlich gar nicht so schlecht im Büro bei den Arbeitsgspänli? Die FH-Lohnstudie 2025 zeigt, dass der grosse Homeoffice-Hype vorbei zu sein scheint. Und zwar nicht nur bei den Firmen.

Fast 12'000 Personen mit Fachhochschulabschluss haben an der FH-Lohnstudie 2025 vom Dachverband FH Schweiz teilgenommen. Nebst den Angaben zu ihren Löhnen haben sie auch Fragen zum Homeoffice beantwortet.

Und die Zahlen lassen aufhorchen. Denn sie zeigen, dass die während der Corona-Pandemie erkämpfte Freiheit betreffend flexibler Arbeit inzwischen vielen nicht mehr ganz so wichtig scheint.

Halbtag als beliebte Variante

Gemäss FH-Lohnstudie sind es nur gerade 16 Prozent der Befragten, die mehr als 40 Prozent der Arbeitszeit im Homeoffice verbringen – siehe Grafik unten. Über vier Fünftel der Befragten machen somit maximal zwei Tage Homeoffice. Wenn überhaupt.

Denn die grösste Gruppe (34,4 Prozent) arbeitet gar nie von zu Hause aus. Bei einigen besteht auch keine Möglichkeit dazu, etwa in Gesundheitsberufen. Ein guter Teil aber geht freiwillig ins Büro. Denn die Teilnehmenden der Studie wurden auch befragt, wieviel Homeoffice erlaubt wäre in ihrem Job – und wieviel sie sich wünschen würden. Hier zeigt sich, dass das Angebot grösser ist als die Nachfrage: «Nur» 19 Prozent hätten keine Möglichkeit für Homeoffice – etwa gleich viele wünschen sich das auch gar nicht. Somit geht doch ein relevanter Teil freiwillig ins Büro.

 

Überhaupt verzichtet fast die Hälfte auf (mehr) Homeoffice, auch wenn es das Unternehmen erlauben würde.

 

So scharf sind wir also offenbar nicht mehr auf das Arbeiten vom Schlafzimmer oder KĂĽchentisch aus.

Mit 18 Prozent Antwortanteil ist ein Tag Homeoffice am beliebtesten. Etwas überraschend erscheint: Die zweitgrösste Gruppe ist jene, die nur einen halben Tag Homeoffice machen (19 Prozent der Befragten). Bei jenen die zwei Tage von zu Hause arbeiten, sinkt der Anteil bereits auf 10 Prozent.

 


Homeoffice total? Kaum Interesse

Interessant auch: Die Möglichkeit, gar nicht am Arbeitsort aufkreuzen zu müssen, hätten 8 Prozent der Befragten. «Homeoffice total» scheint aber weit weniger beliebt zu sein, denn wünschen tun sich dies nur 3 Prozent, und effektiv machen tut es gar nur rund 1 Prozent.

Insgesamt trägt die grosse Mehrzahl der Mitarbeitenden die Homeoffice-Bestimmung ihres Unternehmens auch mit (81 Prozent). Die grösste Zustimmung erhalten Unternehmen, die ihre Homeoffice-Bestimmungen nicht ändern wollen (94 Prozent).

 

Besonders überraschend: gar eine Mehrheit der Mitarbeitenden unterstützt ihr Unternehmen, wenn wieder vermehrt Präsenzzeit eingefordert wird (58 Prozent).

 

Wenn also Firmenchefs und Unternehmen von sich reden machen, weil sie weil sie ihre Mitarbeitenden ins BĂĽro zurĂĽckbeordern, sind sie vielleicht doch ganz so weit von den BedĂĽrfnissen entfernt.

Die Resultate überraschen auch Boris Brändli auf den ersten Blick. Der HR-Experte und Führungscoach indes auch: «Ich habe ebenfalls beobachtet und erlebt, dass sich bei dem Thema eine gewisse Müdigkeit einstellt, man die Arbeitsatmosphäre wieder sucht und wegkommt vom Hardcore-Homeoffice.»

Trend wird offensichtlich

Umfragekönig bleibt also – nach den Abstinenzlern – der eine Homeoffice-Tag. Hier treffen sich auch Wunsch (22 Prozent), Angebot (20 Prozent) und Realität (18 Prozent) recht gut. Allgemein bestätigt die Studie den Trend hin zu maximal zwei Tagen Homeoffice. Dies scheint auch beim Angebot seitens Unternehmen zur neuen Norm zu werden.

Fazit: Hybrides Arbeiten? Ja. Möglichkeit für Homeoffice? Sicher. Grenzenlos flexibel? Nein. Und die meisten Arbeitnehmer finden das voll ok. Dazu sagt auch Brändli: «Wir sind soziale Wesen. Daher klingt es für mich logisch, dass ein Homeoffice-Anteil von bis zu 40 Prozent inzwischen eher die Norm ist.»

 

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