«Die kritische Brille kann ich nicht ablegen»

Eines haben Menschen in Holzberufen gemeinsam: die Leidenschaft für «ihren» Rohstoff. Das trifft auch auf Lisa Paradis zu, auch wenn die Holzbauingenieurin beruflich nicht direkt mit Holz arbeitet. Ihre Aufgabe ist es vielmehr, den Finger auf wunde Punkte im Betrieb zu legen. Dafür hat sie ein scharfes Auge.

Seit September ist Lisa Paradis bei Timbatec angestellt. Naturverbunden aufgewachsen auf einem Bauernhof im beschaulichen Greyerzerland war Holz für sie allgegenwärtig. Ihr Weg führte schliesslich über den Bachelor in Holztechnik an der BFH in Biel zu ihrem heutigen Beruf als Projektleiterin Betriebsorganisation und Prozessmanagement. Im Interview spricht sie darüber, wie sie in der jetzigen Rolle ihre Kompetenzen perfekt ausspielen kann, was in der Baubranche schief läuft sowie über ihren persönlichen Bezug zum Naturprodukt Holz.

Lisa, wie bist du «zum Holz gekommen»?

Lisa Paradis: Der Bezug zum Holz hat sich von Beginn weg durch mein Leben gezogen. Mein Vater ging im Wald holzen, mein Grossvater hat zuhause geschreinert. Bei meiner Berufswahl war mir wichtig, der Nachhaltigkeit verbunden zu bleiben. Ich habe zwar die Lehre zur Hochbauzeichnerin gemacht, jedoch in einem Architekturbüro, das vor allem im Holzbau tätig war. Und mein Partner zu jener Zeit machte eine Zimmermann-Lehre. Bald war mir klar, dass ich nicht nur Pläne zeichnen möchte. Architektur hat mir ebenfalls nicht richtig entsprochen, war mir zu wenig handfest. So bin ich auf das Studium in Holztechnik in Biel gekommen – auch weil der Inhaber und Geschäftsführer des Architekturbüros früher dort doziert hatte. Um dort zu studieren, musste ich nebst der Berufsmatura noch ein Jahr Praktikum machen, da ich meine Lehre nicht in einem klassischen Holzberuf gemacht hatte. Dieses absolvierte ich bei einer Chaletbau-Firma im Berner Oberland.

Hast du bewusst einen praxisbezogenen Beruf gewählt?

Ja, ich wollte nicht studieren gehen nach der Schule. Es war auch ein Aufblühen, als ich in die Lehre gehen konnte und als Mitarbeiterin wahrgenommen wurde. Ich konnte so viel machen, wie etwa die Unterstützung der Bauleitung und vieles mehr. Das stärkt den Selbstwert und das Selbstvertrauen.

An der BFH hast du Holztechnik mit der Vertiefung Process and Product Management (PPM) studiert. Also weg von der Praxis, hin zu Büroarbeit. Ein bewusster Entscheid?

Jetzt ist es ein sehr bewusster Entscheid. Erst stand da aber das Studium als grosse Entdeckung. Es ist extrem breit und deckt Gebiete ab von Holzmikroskopie über Werkstoffkunde bis hin zu Sägewerktechnik, alle Grundfächer wie Sprachen, Mathematik, Physik oder Chemie. Dazu kommt die betriebswirtschaftliche Ebene, Logistik, Qualitätssicherung und auch Führungskompetenzen. Sogar programmieren haben wir gelernt. Am Schluss kommt man raus und denkt sich: Was mache ich jetzt?

Und was hast du gemacht? Findet man mit diesem Abschluss leicht eine Stelle?

Nach diesem Studium ist es grundsätzlich nicht schwierig, eine Stelle zu finden. Mit der PPM-Vertiefung kommt man auch in andere Branchen als den Holzbau hinein. In Bauprojektleitung oder ähnliche Stellen kann man jederzeit einsteigen. Wir werden sehr dankbar aufgenommen. Es gibt noch zu wenig Holztechnik-Abgänger:innen für die Anzahl Stellen. Aber der Fachkräftemangel beginnt bereits bei den Handwerkern: Noch immer gehen wenig Leute in die Holzberufe. (…)

 

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