Als die Arbeit zur Routine wurde, war es Zeit für ein Studium

Burcu Angst
Project Manager Corporate Communications HWZ
  • 03.09.2020
  • 6 min
Janine Lüdi vergleicht sich gerne mit einem Vogel, der die Freiheit geniesst, sich in der Luft treiben lässt, sich auf dem passenden Ast absetzt, ein Nest baut und wenn es Zeit wird, weiterzieht. Mit dem Studium Bachelor Business Communications hat sie eine Herausforderung gefunden, die sie immer wieder aufs Neue begeistert. Mit uns sprach sie über die vergangenen Semester, ihre Kindheit auf dem Bauernhof und erklärt, weshalb sie mit ihrem Blog Aufklärungsarbeit leistet und die Schweizer Landwirtschaft unterstützen möchte.

Beim letzten HWZ Empowers hat Ladina Heimgartner gesagt, dass das Wort Karriereleiter abgeschafft und mit Vita Parcours ersetzt werden sollte. Dein CV hat mir sofort dieses Zitat in Erinnerung gerufen. Aufgewachsen im Emmental danach mit der Swiss als Flight Attendant die Welt bereist, Saisonstellen in den Bergen und nun seit fünf Jahren sesshaft in Zürich und Mitglied der Geschäftsleitung einer Baugenossenschaft. Wie würdest du deinen Werdegang beschreiben?

Meine Persönlichkeit ist sehr vielseitig und ich finde immer wieder neue Themengebiete, die mich interessieren und für welche ich mich begeistern kann. Ich vertraue meiner inneren Stimme, meinen Stärken und gehe bewusst meinen eigenen Weg. Dieser Weg widerspiegelt sich auch in meinem Lebenslauf. Ich brauche Herausforderungen und Projekte, in welchen ich meine Kreativität, mein Talent und meine Neugierde ausleben kann. Wird die Arbeit zur Routine, wird es mir langweilig und es entstehen neue Ideen, welche ich durchdenke, reifen lasse und schlussendlich anpacke. Ich fordere von mir selber und aber auch von meinem Umfeld viel. Es bereitet mir viel Freude, mit einem motivierten Team zu arbeiten und gemeinsam Erfolge feiern zu können. Die Arbeit soll mich erfüllen. Ich sehe meinen Werdegang aus der Vogelperspektive. Ein Vogel, der die Freiheit geniesst, sich in der Luft treiben lässt, sich auf dem passenden Ast absetzt, ein Nest baut und wenn es Zeit wird, weiterzieht.

Du bist auf einem Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen. Hattest du die Möglichkeit, als Kind die Welt zu bereisen oder denkst du, dass dieses Bedürfnis daher kam, dass dir diese Möglichkeiten gefehlt haben?

Ich war während meiner Kindheit mit der Familie einmal eine Woche in Spanien am Meer. Das waren auch die längsten Familienferien überhaupt.

Ich glaube nicht, dass ein Kind ein Defizit entwickelt, wenn es in der Kindheit nicht die Möglichkeit hatte, die Welt zu bereisen. Auf dem Bauernhof durfte ich mit meinen drei Brüdern eine Kindheit gefüllt mit absoluter Freiheit und unter einfachen und bodenständigen Bedingungen erleben. Eine solche Kindheit wünsche ich jedem Kind.

In das erste Flugzeug bin ich mit 15 Jahren ohne Familie gestiegen. Ich durfte einen fünfmonatigen Sprachaufenthalt in England absolvieren. Während dem Sprachaufenthalt habe ich Freunde aus der ganzen Welt kennengelernt. Die Lust am Reisen hat sich wohl eher daher entwickelt.

Seit 2017 machst du an der HWZ den Bachelor Business Communications. Was hat dich zu diesem Schritt bewegt?

Die Arbeit wurde zur Routine… Ich habe nach einer neuen Herausforderung gesucht, welche mich persönlich weiterbringt und ich gleichzeitig mein Wissen erweitern kann. Die Module des Studiengangs Business Communications haben mich interessiert und so habe ich mich entschieden. Es war für mich im Alter von 29 Jahren der richtige Zeitpunkt, ein Studium zu beginnen.

Welches waren deine bisherigen Highlights im Studium?

Die Abgabe aller Gruppenarbeiten im 6. Semester. Aufgrund der ausserordentlichen Situation und des Online-Unterrichts waren die Gruppenarbeiten eine zusätzliche Herausforderung. Die Disziplin, der Aufwand und auch der zwischenzeitliche Frust haben sich am Schluss aber ausbezahlt.

Ein grosses Highlight war aber das Auslandsemster im 5. Semester in Helsinki. Das war eine unbezahlbare Erfahrung und unvergessliche Zeit.

Trotz deiner vielen Reisen und der räumlichen Distanz zu deiner Heimat, bist du ihm doch sehr verbunden – dem Emmental! Daher hast du auch den Blog ins Leben gerufen. Was möchtest du mit deinem Blog erreichen oder aufzeigen?

Ich weiss aus eigener Erfahrung und durch den Kontakt zum Landwirtschaftssektor, wie viel Arbeit und Leidenschaft in der Schweizer Landwirtschaft steckt. Die Schweizer Landwirtschaft produziert international auf einem überdurchschnittlichen Niveau. Die konventionelle Landwirtschaft in der Schweiz ist im Vergleich zu einigen Ländern weltweit bereits nahe an biologischer Landwirtschaft. Es stimmt mich sehr nachdenklich, dass die Schweizer Landwirtschaft öffentlich dennoch immer wieder unter Druck gesetzt wird und noch mehr biologische und nachhaltige Landwirtschaft gefordert wird. Ich finde es wichtig, dass Konsumentinnen und Konsumenten bewusst wird, was in der Produktion steckt. Ich möchte auch in Zukunft landwirtschaftliche Produkte, welche in der Schweiz produziert werden, kaufen. Nachhaltigkeit wird nicht nur in der biologischen Produktion gefördert, auch in der konventionellen Landwirtschaft ist Nachhaltigkeit zentral.

Wollen wir als Konsumentinnen und Konsumenten einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten, darf die Herkunft der Produkte nicht vergessen gehen. Diesbezüglich bin ich immer wieder erstaunt, wie viel ausländisches Gemüse und ausländische Früchte in den Regalen von Grossverteilern zu finden sind. Würden diese Produkte aus den Regalen entfernt werden, wäre zeitweise die Hälfte der Regale leer. Weiter frage ich mich immer wieder, wo stecken all die kleinen Tomaten, unförmigen Karotten sowie übergrossen Kartoffeln, welche auf dem Acker geerntet werden. Aus meiner Sicht ist es an der Zeit, dass Landwirtinnen und Landwirte sich wieder auf ihre bereits nachhaltige Arbeit konzentrieren können und den Fokus auf Wirtschaftlichkeit sowie in die Digitalisierung legen können. Konsumentinnen und Konsumenten sollen ihr Kaufverhalten hinterfragen und sich informieren, sowie Grossverteiler ihre Normen und Vorgaben anpassen. Ich möchte mit meinem Blog einen Beitrag zur Aufklärung leisten und die Schweizer Landwirtschaft damit unterstützen.

Was planst du nach Abschluss des Studiums? Verschlägt es dich in die Ferne oder geht es zurück in die Heimat?

Ich habe mich neben dem Studium beruflich bereits weiterentwickelt und bin Geschäftsleitungsmitglied. Diese Aufgabe gefällt mir und erfüllt mich momentan. Ich habe keine festen Ziele nach dem Studium. Mein Ziel ist das Studium erfolgreich abzuschliessen. Alles Weitere wird sich ergeben. Ich weiss, dass sich spannende Türen öffnen werden – sei es in Zürich, in der Heimat oder eine Kombination aus beiden.

Dieser Beitrag ist als Erstpublikation in den «News» der HWZ erschienen.

Kommentare