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Topsharing: So klappt es!

  • 05.05.2025
  • 5 min
Marlene Brot leitet eine Abteilung bei PostAuto Schweiz mit 60 Stellenprozenten im Topsharing. Die Absolventin der FH Graubünden schafft den Spagat zwischen Karriere und Familie. Wie ist es ihr und ihrem Stellenpartner gelungen, ihre Vorgesetzten von einer geteilten Führungsfunktion zu überzeugen?


Marlene, du teilst eine Führungsposition – ein sogenanntes Topsharing. Wie ist es dazu gekommen?

Marlene Brot: Mein Traum war schon immer, trotz Kinder Karriere zu machen. Dank Topsharing ist dies möglich. Mein Co-Leitungskollege und ich hatten früher den gleichen Vorgesetzten. Wir forderten uns bereits damals heraus und lernten voneinander. Uns war klar, dass wir sehr ähnliche Wertvorstellungen haben und praktisch die gleichen Ziele verfolgen. Deshalb haben wir uns 2023 gemeinsam auf die Stelle beworben. Infolge einer Reorganisation leiten wir seit diesem April nun eine Abteilung mit drei Teams.

 

Wie hat dein Netzwerk dazu beigetragen, dass du heute in dieser Position bist?

Als ich die Stelle gesehen hatte, war ich schwanger mit dem zweiten Kind und nicht sicher, ob das der richtige Zeitpunkt für einen Karrieresprung sei. Andererseits ist eine Chance auf eine Position im oberen Management nicht alltäglich. Der Austausch mit anderen Frauen, deren Kinder bereits älter waren und die erfolgreich Kind und Karriere unter einen Hut brachten, hat mich motiviert, mich zu bewerben.

 

Wie teilt ihr euch die Aufgaben im Topsharing auf?

Generell achten wir darauf, dass wir nur wo nötig gemeinsam an Meetings teilnehmen. Unsere Aufgabenbereiche und Projekte haben wir nach Fähigkeiten, Ressourcen und Interessen aufgeteilt und justieren bei Bedarf nach. Die Personalführung können wir aufgrund der Verflechtung der Themen nicht trennen, deshalb führen wir zumeist Personalgespräche zusammen.

 

Wie habt ihr eure Vorgesetzten von diesem Modell überzeugt?

Mein Stellenpartner und ich waren das erste Topsharing-Team bei PostAuto. Entsprechend mussten wir etwas mehr Überzeugungsarbeit leisten. Wir haben uns vertiefte Gedanken darüber gemacht, wie wir uns ergänzen, wie wir uns organisieren werden und, ganz wichtig: wie unsere Vorgesetzte davon profitieren würde. Viele Vorgesetzte sehen in einem Topsharing einen weiteren Direct-Report und entsprechend mehr Führungsaufwand. Ich bin aber überzeugt, dass dieser Aufwand bei einem Topsharing tiefer ist. Wir bringen bereits ausgefeilte Konzepte und Lösungen mit, da wir uns bereits früher gegenseitig challengen konnten. Weiter verfügen wir de facto über mehr Kompetenzen und Know-how als nur eine Person.

 

Welche Voraussetzungen sind nötig, um eine Führungsposition erfolgreich zu teilen?

Vertrauen ist das A und O. Wer möchte schon, dass der andere dein Projekt als seines verkauft? Man muss sich darauf verlassen können, dass die andere Person die gleichen Werte in der Personalführung teilt und eine hohe Sozialkompetenz mitbringt.

 

Wenn es nur Vorteile gäbe, würden mehr Firmen Topsharing einsetzen. Wo siehst du Nachteile?

Topsharing funktioniert vor allem gut, wenn sich die beiden Personen vorher kannten. Dann ist auch der Abstimmungsaufwand wesentlich kleiner. Ist dies nicht der Fall, benötigt ein Team viel mehr Zeit, bis es gut eingespielt ist. Sicher kann es negativ sein, wenn das Topsharing zugeteilt wird und man sein Gegenüber nicht wählen kann. Es erfordert Abstimmungsaufwand.

 

Welchen Rat gibst du Personen, die gerne im Topsharing arbeiten möchten?

Erstellt einen gemeinsamen CV (eine Seite pro Person) und zeigt auf, was ihr in der angestrebten Funktion gemeinsam erreichen wollt. Weiter ist es hilfreich aufzuzeigen, wie ihr euch fachlich und gegebenenfalls auch menschlich ergänzt. Beruflich solltet ihr in etwa auf dem gleichen Level sein. Zeigt der Firma auf, welche Vorteile sie mit euch beiden gegenüber nur einer Person in der Führung konkret hat.

 

 

Hast du das Zeug zur Führungsperson?

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