Stipendien für krisenbetroffene Studierende

Luisa Böbner
Kommunikationsverantwortliche | EDUCA SWISS
  • 01.07.2021
  • 4 min
Der Bund sieht keinen Handlungsbedarf bei krisenbetroffenen Studierenden und Auszubildenden. Deshalb haben sich auf Initiative von SwissFoundations diverse Stiftungen vereint, um schweizweit Stipendien für Betroffene zu sprechen.

Für verschiedene wirtschaftliche Bereiche hat der Staat aufgrund der Corona-Krise schweizweite Hilfsangebote innert kurzer Zeit bereitgestellt. Bei der wichtigsten Ressource der Schweiz – der Ausbildung der nächsten Generation –, gibt es nach wie vor keine einheitliche Lösung. Die bestehende öffentliche Nothilfe ist in jedem Kanton und an jeder Hochschule unterschiedlich. Dieser Flickenteppich ist willkürlich und hat zur Folge, dass viele Auszubildende gar keine Unterstützung erhalten.

 

Am gleichen Strick ziehen 

Der Verband der Schweizer Förderstiftungen SwissFoundations hat deshalb einen Bildungsfond lanciert, um krisenbetroffene Studierende und Auszubildende mit Nothilfegeldern zu unterstützen. Der «Foundation for Future»-Fonds wird von der Stiftung EDUCA SWISS verwaltet und vergibt an krisenbetroffene Auszubildende Nothilfe, die nicht mehr zurückbezahlt werden muss. Diverse Stiftungen tragen mit Beiträgen von jeweils 20’000 Franken zum Bildungsfonds bei. Mit dieser Initiative übernimmt der Verband und seine Mitglieder soziale Verantwortung und reagiert auf den dringenden Handlungsbedarf, welcher durch die Corona-Krise ausgelöst wurde (siehe Bericht der Sendung 10vor10). 

 

Motion abgelehnt

Es besteht dringender Handlungsbedarf, der auch auf nationalpolitischer Ebene vermehrt wahrgenommen wird. Nationalrätin Franziska Roth (SP/SO) und Ständerätin Eva Herzog (SP/BS) forderten mit je einer Motion im Rahmen der Sommersession die Bereitstellung von Bundesmitteln für finanzielle Notlagen von Studierenden und Auszubildenden. Trotz standhaften Argumenten und der aktuell herausfordernden Situation im Bildungssektor wurde die Motion im Nationalrat mit 77 zu 100 Stimmen und im Ständerat mit 17 zu 21 Stimmen abgelehnt. Es gebe bereits heute ausreichende Instrumente zur Unterstützung von benachteiligten Studierenden, argumentierte der Bundesrat. Die bürgerliche Mehrheit in beiden Kammern folgte ihm.

 

6’000 Personen mit Studienabbruch konfrontiert

Laut dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI bietet ca. die Hälfte der Hochschulen spezifische Nothilfe an. Folglich hat knapp 50 % der Auszubildenden keinen Zugang zu finanziellen Hilfeleistungen. Auch fehlt noch immer eine schweizweite Erhebung der finanziellen Auswirkungen der Coronakrise auf die Studierenden, Resultate kommen nicht vor Sommer 2022. 

 

Laut einer ersten Erhebung der Uni Bern geben jedoch von 1’316 Studierenden 15 % einen Nebenjobverlust an, 11 % haben finanzielle Probleme, 19 % der Studierenden befürchteten eine Verlängerung des Studiums, über 3 % eine Studienunterbrechung und 2 % einen kompletten Studienabbruch. Von den aktuell rund 300’000 Studierenden sind demnach rund 6’000 Personen mit dem Abbruch ihres Studiums konfrontiert.

 

Bereits 600’000 Franken vergeben

Chancengerechtigkeit ist das Fundament des Schweizer Bildungssystems. Wenn auch ohne Coronakrise noch nicht perfekt: Laut einer Berechnung von Educa Swiss bleibt in der Schweiz jährlich ca. 10’000 Personen eine Ausbildung aus finanziellen Gründen verwehrt.

 

Mit zinslosen Darlehen konnten mit 600'000 Franken bereits 140 Personen in Not unterstützt und konkrete Studienabbrüche und Überschuldungen abgewendet werden. Der Covid-19-Notfonds von EDUCA SWISS wird in Kürze erschöpft sein. Die Initiative von SwissFoundations schafft Zeit für eine Erholung der wirtschaftlichen Lage und sichert gleiche Chancen für alle.

 

EDUCA SWISS setzt alles daran, dass die Krise nicht zu zusätzlichen Studienabbrüchen und Beeinträchtigungen führt.

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