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Sprachaufenthalt in Coronazeiten: «Ich lerne ein anderes Florenz kennen»

Unsere Kundin Tamara ist seit anfangs März im Sprachaufenthalt in Florenz. Wir haben uns mit ihr via Skype unterhalten und sie hat uns im Interview erzählt, wie sie während des Coronavirus den Sprachaufenthalt in Florenz so erlebt.

Tamara, Wie lange bist du schon in Florenz?

«Ich hatte meinen ersten Schultag am 2. März. In dieser Woche besuchte ich den Präsenzunterricht drei Tage. Dann hiess es bereits, dass die Schulen geschlossen werden. Die zwei nächsten Tage hatte ich frei, weil sie den Onlineunterricht organisierten.»

Und wie lief das mit dem Onlineunterricht?

«Ich dachte, das wird ein absolutes Chaos. Aber ich muss sagen, es hat sofort funktioniert. In der ersten Woche hatte ich morgens jeweils 1.5 Stunden Unterricht. Mittlerweile habe ich aber jeden Nachmittag 3.5 Stunden virtuellen Italienischkurs.»

Wie ist das fĂĽr dich, den Kurs nun online zu besuchen?

«Natürlich ist Präsenzunterricht besser, aber da kann man jetzt halt nichts machen. Ich finde auch, unsere Lehrerin macht das wirklich super. Es geht halt manchmal einen Moment, wenn jemand eine Frage stellt, bis diese dann auch geklärt ist – aber das ist ja beim Präsenzunterricht auch so. Die Stunden werden via Zoom abgehalten, die Lehrerin zeigt uns ihren Bildschirm und Word benutzt sie als Wandtafel. Und die Bücher haben wir halt per PDF erhalten statt in physischer Form.»

Hast du dir ĂĽberlegt den Sprachaufenthalt abzubrechen und nach Hause zu kommen?

«Ja klar, das habe ich mir schon überlegt. Aber einerseits war meine Schwester zu diesem Zeitpunkt krank zu Hause und deshalb habe ich mich gefragt, ob es in der Schweiz wirklich besser wäre. Und andererseits habe ich mich ja auch sehr auf den Sprachaufenthalt gefreut. Ich habe diesen geplant, organisiert und bezahlt und das alles wollte ich nicht einfach so aufgeben.»

Du wohnst in einer Wohngemeinschaft. Sind deine Mitbewohner auch noch vor Ort?

«Ich habe eigentlich drei Mitbewohnerinnen. Zwei davon sind jetzt aber temporär wieder nach Hause zurückgekehrt – was aber unabhängig von der aktuellen Situation geplant war. Sie möchten eigentlich im April wieder zurückkommen, wissen aber aufgrund der aktuellen Situation noch nicht, ob das möglich sein wird. Meine andere Mitbewohnerin ist Isländerin und bleibt bis Ende Monat – aber auch sie weiss nicht, ob und wann sie zurück nach Island kann.»

Wie sehen deine weiteren Pläne aus?

«Solange meine Mitbewohnerin noch da ist, bleibe ich sicher auch. Und anschliessend schaue ich weiter. Eigentlich würde ich ja bis im Juni noch in Florenz bleiben… Aber ich schaue von Woche zu Woche und entscheide dann, wie es weiter geht.»

Du scheinst die ganze Situation ziemlich entspannt zu nehmen. Wie geht es dir?

«Natürlich beschäftigt mich die Situation auch. Aber solange ich weiss, dass es meiner Familie in der Schweiz gut geht, habe ich eigentlich keine Angst. Während in der Schweiz anscheinend die Regale in den Einkaufsläden leer sind, ist diesbezüglich hier alles normal. Ich kann alles einkaufen, was ich möchte. Ich versuche, das ganze optimistisch anzugehen. Ich meine, wenn ich in die Schweiz zurückkehren würde, wäre es da wohl auch nicht so viel anders. Und ich hoffe halt, dass sich die Lage bald entspannt – und so lerne ich ein anderes Florenz kennen, was ja auch spannend ist.»

Wie ist das Leben fĂĽr dich in Florenz?

«Es geht allen gleich. Alle müssen zu Hause bleiben. Wir dürfen nur raus zum Einkaufen, Wäschewaschen oder um zur Apotheke zu gehen. Beim Einkaufen muss man in einer Einerreihe anstehen und es werden nur fünf bis sieben Personen gleichzeitig in den Laden gelassen.

Als die Ausgangssperre verhängt wurde, habe ich das irgendwie nicht mitgekriegt. So habe ich sie unabsichtlich verletzt. Wir waren zu zweit draussen spazieren. Ein Nachbar hat uns gesehen und dies der Sprachschule gemeldet, die sich dann bei uns gemeldet hat. Das spezielle an der Situation war, dass wir draussen anderen Personen – unter anderem auch der Polizei – begegnet sind, aber niemand etwas gesagt hat…»

Tauscht man sich da beim Anstehen vor dem Einkaufsladen mit den anderen aus? 

«Nein erstaunlicherweise wird nicht viel geredet. Der Abstand von 1.5 Metern wird gut umgesetzt und es verhalten sich alle ruhig. Die Italiener scheinen die Situation sehr ernst zu nehmen, was ich gut finde und als richtig erachte.»

Und was machst du nun so den ganzen Tag?

«Mein Tagesablauf ist relativ unspektakulär. Ich schlafe aus, nehme mir Zeit zum Kochen und nachmittags habe ich Unterricht. Meine Mitbewohnerin und ich haben uns ein Schachbrett gekauft, das jetzt sehr viel im Einsatz ist.»

Worauf freust du dich am meisten, wenn sich die Lage wieder etwas beruhigt hat?

«Wenn ich endlich Florenz entdecken kann. Ich habe im Voraus viele Pläne gemacht, was ich alles sehen möchte. Besonders freue ich mich, einfach spazieren zu gehen, die Stadt zu entdecken und draussen an der Sonne Mittag zu essen.»

 

Liebe Tamara, vielen lieben Dank für das Gespräch und weiterhin alle Gute im Sprachaufenthalt.

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Dieser Beitrag wurde als Erstpublikation im Boa Lingua-Blog veröffentlicht.

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