«Ich habe noch genug Energie»

Seit bald 16 Jahren, über zwei Amtszeiten verteilt, prägt Markus Hodel als Rektor die Entwicklung der Hochschule Luzern. Ende Jahr tritt er nun ab. Im Interview blickt er zurück.

Dr. Markus Hodel (62) hat an der Universität Freiburg Geschichte und Englische Literatur studiert. In seine erste Amtszeit von 2003 bis 2008 fielen die Bologna-Reform sowie die Zusammenführung der damals fünf autonomen Teilschulen. Danach wechselte er für einige Jahre in die Verwaltung und war als Staatsschreiber des Kantons Luzern tätig. Während dieser Zeit baute er ein breites Netzwerk auf und lernte die politischen Mechanismen aus nächster Nähe kennen. Weil ihm das dynamische Hochschulumfeld fehlte und seine damalige Nachfolgerin (und heutige Vorgängerin) sich neu ausrichten wollte, ergab sich die Chance, 2012 an seine alte Wirkungsstätte zurückzukehren.

Sind Sie nach all den Jahren etwas amtsmĂĽde?

Markus Hodel: Das würde ich nicht sagen. Mein Umfeld ist nach wie vor sehr dynamisch, interessant und entwicklungsorientiert. Auch mein subjektives Gefühl sagt mir, dass ich persönlich noch genug Energie habe.

Warum ist jetzt dennoch der richtige Zeitpunkt abzutreten?

16 Jahre reichen sowohl für mich als auch für die Organisation. Es ist Zeit für neue Impulse. Ausserdem steht für die Jahre 2024-2027 ein Strategieprozess bevor. Die neue Rektorin soll hier ihre eigenen Akzente setzen können. Gleichzeitig sind die grossen Infrastrukturprojekte entweder abgeschlossen oder irreversibel in Planung. Auch für mich persönlich passt der Zeitpunkt. Etwas mehr Freiraum kann nicht schaden. Denn die Kadenz ist schon hoch.

Ihre erste Amtszeit begann 2003. Seither gab es eine gewaltige Entwicklung. Was bleibt hängen?

National war es die Gründung der Fachhochschulen per se. Ich durfte vor meiner Zeit hier bereits als Projektleiter die Anschubphase der Hochschule Luzern mitgestalten und sehe hautnah, was durch die Gründung alles erst möglich wurde: die Einbettung ins europäische Hochschulsystem, die Einführung der Masterstudiengänge, die Integration in die Schweizer Hochschullandschaft – eine unglaublich dynamische Entwicklung und ein grosses Wachstum mit Impact auf Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in den Regionen sowie auch national. Auch die Hochschule Luzern hat sich enorm entwickelt und ist vergleichsweise sehr stark gewachsen. Hier ist die Gründung des in seiner Art noch immer einzigartigen Departements Informatik ein grosser Meilenstein. Stolz bin ich auch auf unsere Interdisziplinarität, speziell in der Aus- und Weiterbildung. Dazu kommt die grosse Infrastrukturentwicklung. Mittelfristig werden es noch sieben Standorte sein. Heute sind es elf, einst waren es über 20.

Was wird die grösste Herausforderung für die Hochschule Luzern in den kommenden Jahren sein?

Die mittelfristige strategische Positionierung im Zuge der Strategie 2024-2027. Eine FH muss sich immer wieder im nationalen Bildungskontext, aber auch vor den Stakeholdern aus Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und Kultur beweisen. Dazu stellt sich die Frage, ob die Wachstumsphase, die alle FHs bisher hatten, anhält. Wachstum ist immer ein komfortabler Rahmen. Auch die finanziellen Vorzeichen, vor allem auf Bundesebene, sehen künftig weniger gut aus. Dazu kommen inhaltlich herausfordernde Themen wie Digitalisierung oder Interdisziplinarität.

Wie geht es für Sie ab 2023 nun persönlich weiter?

Ich werde ab 1. Januar das Präsidium des Schweizerischen Akkreditierungsrats innehaben, als erster Präsident mit FH-Hintergrund. Persönlich werde ich zudem meinen gewonnenen Freiraum für mehr Lesen und Kultur nutzen, ausserdem für mehr Bewegung. Ich bin begeisterter E-Bike-Fahrer (das «E» betont er schmunzelnd).

 

Dieser Artikel erschien als Erstpublikation im Magazin INLINE in der August-Ausgabe 2022.

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