Eigenmarketing mit Online Marketing: So schärfst du dein Profil nach dem FH-Abschluss

In einer digitalen Arbeitswelt, in der Profile und Lebensläufe in Sekundenbruchteilen gescannt werden, entscheiden Authentizität, Klarheit und Relevanz darüber, wer gesehen und zum Interview eingeladen wird. Wer sein Eigenmarketing strategisch angeht, gewinnt nicht nur Sichtbarkeit – sondern schafft Vertrauen und zieht genau jene Chancen an, die zu seiner Persönlichkeit passen.

 

Ob beim Berufseinstieg, dem Wechsel in ein neues Umfeld oder auf dem Weg in die Selbstständigkeit – wer heute sichtbar ist, hat klare Vorteile. Nicht nur im persönlichen Kontakt, sondern vor allem online.

Zwischen Dutzenden Bewerbungen, unzähligen LinkedIn-Profilen und Fachkräften mit ähnlichen Abschlüssen fällt nur auf, wer sich auf authentische Weise präsentiert. Dabei geht es nicht um Hochglanz-Inszenierung, sondern um:

  • Ersten Eindruck maximieren: Recruiter:innen und potenzielle Kund:innen entscheiden oft in weniger als einer Minute, ob dein Profil relevant ist.
  • Vertrauen schaffen: Wer klar kommuniziert, wofĂĽr er steht, wirkt kompetent und sympathisch.
  • Sichtbarkeit sichern: Wer digital souverän auftritt, erhöht seine Chancen auf passende Projekte und Jobs.

Genau darum geht es in diesem Gastartikel: Wie du mit einfachen Mitteln und digitalem Feingefühl deine eigene Personal Brand entwickelst – ohne Selbstdarstellung, ohne Marketing-Buzzwords und ohne Hochglanz-Inszenierung. Sondern so, wie du wirklich bist.

Ich heisse David Bachetti und bin Gründer der Online Marketing Agentur, Agent AGENTUR GmbH und FH Schweiz Botschafter. Die Tipps in diesem Artikel stammen direkt aus meinem Arbeitsalltag: Wir unterstützen Einzelpersonen, Start-ups und KMU dabei, sich professionell und gleichzeitig nahbar online zu positionieren – sei es über LinkedIn, eine eigene Website oder gezieltes Content-Marketing.

Was du hier findest, ist praxiserprobt und sofort umsetzbar – auch ohne Vorkenntnisse oder grosses Budget. Denn am Ende zählt nicht, wie laut du bist. Sondern wie klar du zeigst, wer du bist.

 

Warum Eigenmarketing vor allem Digital heute essentiell ist

Frisch von der Fachhochschule ins Berufsleben? Dein Abschluss ist nur eines von vielen Kriterien. Lebenslauf, Zeugnisse und dein LinkedIn-Profil werden oft in weniger als einer Minute gescannt. Deshalb:

  • Digitaler Eindruck zählt: Er entscheidet darĂĽber, ob du weiterempfohlen, angefragt oder eingeladen wirst.
  • Kein Ego-Trip: Eigenmarketing heisst nicht «laut sein», sondern «klar zeigen, wer du bist».
  • Deine Persönlichkeit als Kompass: Wer du bist, was dich antreibt und welche Werte du vertrittst, sollte auf einen Blick erkennbar sein.

Mein Tipp? Stelle dir folgende Fragen:

Was macht dich besonders? Warum sollten andere dich wahrnehmen? Und wie kannst du das auf authentische Weise sichtbar machen?

 

Was bedeutet eine «Personal Brand» überhaupt?

Der Begriff mag zunächst an Influencer:innen oder Selbstdarstellung erinnern – dabei geht es um etwas Wesentlicheres: Deine Personal Brand ist dein innerer Kompass. Sie zeigt, wofür du stehst, und hilft dir, dies klar und glaubwürdig zu kommunizieren. So wie ein Unternehmen seine Marke pflegt, formst auch du als Individuum ein «Markengefühl» mit hohem Wiedererkennungswert.

Drei zentrale Säulen deiner Personal Brand:

  1. Positionierung: Wodurch unterscheidest du dich?
  2. Präsenz: Auf welchen Kanälen und in welcher Form zeigst du dich?
  3. Profil: Was bleibt hängen, wenn man deinen Namen googelt oder auf LinkedIn sucht?

Mini-Selbstanalyse

  • Was ist mir beruflich und persönlich wirklich wichtig?
  • Welche Themen faszinieren mich langfristig?
  • Wie möchte ich in Erinnerung bleiben?

Die Antworten dürfen sich im Lauf der Zeit entwickeln – wichtig ist, überhaupt anzufangen.

 

Vorlage: Dein persönliches Mission Statement (Personal Brand)

Ein Mission Statement ist kein Werbeslogan, sondern ein ehrlicher und fokussierter Kurztext (ein bis zwei Sätze), der auf den Punkt bringt, wer du bist, wie du arbeitest und was dich ausmacht.

Aufbauhilfe in 3 Teilen:

  1. Was treibt dich an? (Interessen, Motivation, persönliche Energiequelle)
  2. Wie gehst du Herausforderungen an? (Arbeitsstil, Haltung, Mischung aus Fachlichem und Menschlichem)
  3. Was sollen andere mit dir verbinden? (Werte, Wirkung, Arbeitsweise, Haltung)


Beispiel von mir, David Bachetti:

Mit dem Leitspruch: "Innovation & Kreativität im Herzen, Digitalisierung im Blick" begegne ich jeder Herausforderung und nutze dabei das kreative und dynamische Umfeld der Agentur, um Grenzen zu verschieben.

Grenzen? Sind da, um verschoben zu werden! Mit Kreativität und Dynamik, aber auch mit Strategie und Struktur – mein persönliches Credo ist, immer "007 statt 08/15" zu agieren.


Formulier dein eigenes Mission Statement

Hier ein Template zum AusfĂĽllen:

Ich bin jemand, der/die ...
(Was motiviert dich? Welche Rolle ĂĽbernimmst du gern?)

Ich arbeite gerne ...
(Wie gehst du Dinge an? Eher analytisch? Intuitiv? Im Team? Mit Weitblick?)

WofĂĽr ich stehe:
(Drei Begriffe oder ein kurzer Satz – was bleibt von dir hängen?)

 

Schritt fĂĽr Schritt zur eigenen Positionierung

Du musst nicht alles können – aber du solltest wissen, was du gut kannst. Und auch, was dich interessiert. Oft liegt darin schon eine/deine kleine Nische.

Frag dich:

  • Was fällt mir leichter als anderen?
  • Welche Probleme löse ich gerne?
  • Was sagen andere ĂĽber mich, wenn ich nicht im Raum bin? (Ja, das ist eine etwas unbequeme Frage – aber eine ehrliche.)

Nutze das Ikigai-Modell als strukturierte Orientierung, indem du dir vier überlappende Kreise vorstellst – «Was du liebst», «Worin du gut bist», «Was die Welt braucht» und «Wofür du bezahlt werden kannst» (siehe Abbildung). Fülle jeden Bereich mit deinen Antworten: Dort, wo deine Leidenschaft auf deine Stärken trifft, erkennst du, was dir leicht fällt und wofür du Begeisterung mitbringst; im Zusammentreffen von Können und Markt findest du deinen Beruf; im Schnittpunkt von Marktbedürfnis und Leidenschaft liegt deine Berufung; und dort, wo gesellschaftlicher Mehrwert und deine Kompetenzen zusammenkommen, entsteht deine Mission.

Aus Steffen, A. (2019). „Haben Sie bereits Ihr Ikigai gefunden?“ In: Menschen und Organisationen im Wandel: Ein interdisziplinärer Werkzeugkasten für Veränderungsprozesse, S. 283–297. Springer Gabler. DOI 10.1007/978-3-662-58851-2_16.


Storytelling statt Stichworte – so wird dein Lebenslauf lebendig

Ein tabellarischer Lebenslauf zeigt, was du gemacht hast. Aber nicht warum. Mit kurzen Geschichten – etwa im LinkedIn-Profil, Portfolio oder Vorstellungsgespräch – vermittelst du, was dich geprägt hat. Beispiel: Aus „Marketing-Praktikum bei XY“ wird „Dort habe ich gelernt, wie man Zielgruppen nicht nur analysiert, sondern wirklich versteht – durch Social Listening und eigene Umfragen.“ Klingt banal? Ist aber oft genau der Unterschied, der hängen bleibt.

 

Digitales Netzwerken auf LinkedIn mit Mehrwert

Netzwerken auf LinkedIn ist kein Zahlenspiel. Wer 100 Kontaktanfragen ohne echten Bezug rausschickt, fällt höchstens negativ auf – oder gar nicht. Viel effektiver: Weniger Anfragen, dafür mit klarem Bezug, Persönlichkeit und Relevanz. Denn: Du willst auffallen – aber positiv.

So hebst du dich ab:

  • Beziehe dich auf einen Post, Artikel oder Vortrag der Person. Zeig, dass du nicht zufällig anklopfst.
  • Vermeide Standardfloskeln. Kein „Ich wĂĽrde mich gerne mit Ihnen vernetzen“, sondern lieber eine ehrliche und direkte Mini-Botschaft.
  • Bau Spannung oder Sympathie auf. Ein smarter Einstieg bleibt hängen – z. B. eine unerwartete Gemeinsamkeit, ein Gedanke zum Thema oder ein persönlicher Aha-Moment.

Ein Beispiel fĂĽr eine individuelle Kontaktanfrage:

„Hi Anna, dein Beitrag zur Generation Z im Arbeitsmarkt hat mir echt zu denken gegeben – gerade als FH-Absolvent sehe ich mich oft genau zwischen den Welten. Würde mich freuen, im Austausch zu bleiben!“ 

Damit hebst du dich von 90 % der Standardanfragen ab – ohne aufdringlich zu wirken. Du zeigst: Ich habe mich mit dir und deinem Thema beschäftigt. Das wirkt aufmerksam, sympathisch – und relevant.

Kommentiere oder like gezielt 1–2 Inhalte der Person, bevor du dich meldest. So wirst du im Feed sichtbar vor der Anfrage – und bist kein kompletter „Fremder“ mehr. 

 

LinkedIn als BĂĽhne: So nutzt du das Netzwerk richtig

Viele denken bei LinkedIn an Lebensläufe und langweilige Business-Beiträge. Aber es kann so viel mehr sein. LinkedIn ist dein öffentlicher Arbeitsplatz – mit der Möglichkeit, deine Ideen, Projekte und Persönlichkeit zu zeigen.

Mach dein Profil zu deiner BĂĽhne:

  • Bild & Banner: Professionell, aber nicht stocksteif.
  • Slogan: Kurz, klar, konkret – kein leerer Titel.
  • Info-Sektion: Erzähl, was du machst und wofĂĽr du stehst – so, wie du es einer neuen Kollegin erzählen wĂĽrdest.
  • Beiträge: Teile, was dich bewegt – auch kleine Dinge. Ein Eventbesuch. Ein Aha-Moment. Eine Buchempfehlung.


Und vernetze dich – nicht wahllos, sondern gezielt. Mit Menschen, die dich fachlich interessieren oder die in einem Umfeld arbeiten, das für dich spannend ist. Und wenn du jemanden anschreibst: Mach’s persönlich. Eine kurze, individuelle Nachricht zeigt, dass du wirklich interessiert bist – nicht nur an einem Job, sondern an der Person oder dem Unternehmen dahinter.

Gerade wenn du dich irgendwo bewerben möchtest, lohnt es sich, vorher aktiv zu werden: Vernetze dich mit relevanten Ansprechpartner:innen, like Beiträge, kommentiere mit Mehrwert – oder stell eine konkrete Frage. So fällst du auf, bevor deine Bewerbung überhaupt gelesen wird.

Eigene Website – braucht’s das?

Nicht zwingend. Aber es kann einen Unterschied machen.

Stell dir vor: Du bewirbst dich. Jemand googelt deinen Namen. Und findet eine einfache, schöne Website, die dich vorstellt. Deine Projekte. Dein Antrieb. Vielleicht ein Zitat. Vielleicht ein Bild aus dem Studium. Das bleibt im Kopf.

Es geht nicht darum, Designer:in oder Entwickler:in zu sein. Sondern zu zeigen, dass du einen digitalen Raum fĂĽr dich selbst schaffst.

Tools, die einfach funktionieren:

  • Canva – ideal fĂĽr visuelle Lebensläufe oder einfache Onepager, auch ohne Design-Erfahrung, da es viele Templates zur VerfĂĽgung gibt
  • Notion – modern, minimalistisch und perfekt fĂĽr strukturierte Inhalte oder digitale Portfolios
  • WordPress / Webflow – fĂĽr alle, die mehr kreativen Freiraum und gestalterische Kontrolle möchten

 

Fazit & Motivation

Du musst nicht alles auf einmal machen – aber du solltest anfangen. Personal Branding ist kein einmaliges Projekt, sondern ein Prozess, der mit dir wächst. Es geht nicht darum, perfekt zu sein, sondern sichtbar – mit Klarheit, Haltung und Persönlichkeit.

Je eher du beginnst, dich zu zeigen, desto früher wirst du wahrgenommen – von Arbeitgeber:innen, Kund:innen und Menschen, die dein Denken teilen. Und ja, Unsicherheit gehört dazu. Aber genau das macht dich menschlich.

Denn sichtbar zu sein bedeutet nicht, laut zu sein. Es bedeutet: zu zeigen, wer du bist – echt, greifbar und relevant.

Ăśber den Autor

David Bachetti ist Founder und CEO der Zürcher Web & Online Marketing Agentur Agent AGENTUR GmbH. Nach seinem Abschluss an einer höheren Fachprüfung und Fachhochschule im Online Marketing hat er sich weiter auf Online Marketing, SEO und Personal Branding vertieft.

Als FH-Botschafter ist es ihm ein Anliegen, Wissen praxisnah weiterzugeben – besonders an Menschen, die sich gerade am Anfang ihres Berufswegs befinden oder sich beruflich neu ausrichten möchten.

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