Après School Pfade

aRzu Saglam
sound artist and sound designer | aRsound
  • 30.03.2021
  • 5 min
Anfangen? Vielleicht damit, dass ich schon immer Filme …? Dass ich nur Kunst …? Dass ich nichts anderes als Geschichten …? Warum im kreativen Bereich …? Ganz ehrlich, es gibt für mich keine wirklichen Gründe irgendwann fing ich an und konnte nicht mehr aufhören; weil es einfach toll war. Weil ich interessante Menschen traf, den Dingen in allerlei Weisen auf den Grund gehen konnte. Weil es mir die Möglichkeit gab, meine Nase in alles zu stecken, worauf ich neugierig war (und das heisst: in alles). Weil es der Moment der Symbiose mit mir und meiner Umwelt bedeutet. Weil es eigentlich wenig gibt was dieser Form von Freiheit gleich ist. Zudem war es irgendwann zu spät für etwas anderes, also mach ich weiter.

Von Tag und Nacht 

2013 habe ich meinen BA in Animation an der HSLU abgeschlossen und musste erstmal wieder ans Tageslicht. So manch Animatiönler:in mutiert in seinem Abschlussjahr nämlich in ein nocturnes Kriechtier, was sich von schulischer Dunkelkammer nach Hause bewegt und vielleicht mal auf ein Getränk ins Untergeschoss der Gewerbehalle wagt. Genau, damals war die Abteilung noch in diesem Parkhaus Gebäude an der Baslerstrasse. Nun, das mag nicht auf jede:n zutreffen, für mich zumindest war es stets ein Signal, Feierabend zu machen, wenn das sanfte Tageslicht die Gütsch-Wand erhellte. Zumindest bis unser Film ‘Knots’ endlich fertig war. Toll war das, obwohl ich meine 10kg extra erstmal in der spanischen August Sonne wegschmelzen musste. Das war auch toll. Aber ich habe mein Studium an der HSLU wirklich sehr genossen.

 

Vom auch Mal Nicht-Wissen

Wie weiter, wusste ich aber danach nicht so genau und das hatte mit dem Studium nichts zu tun. Ich denke dieser Moment des Nicht-Wissens ist in verschiedenen Weisen immer wieder mal ein kurzweiliger Gefährte in meinem Leben. Heute ist er Gefährte, damals war er Monster. Heute weiss ich auch, dass er wichtig ist, um Unvermutetes auszuprobieren, um agil und mutig zu sein. Für einen künstlerischen Lebenslauf also fast schon ein Muss.

 

Mit H1 nach Húsavík

Nach meinem Studium hatte ich das Glück in einer wundervollen Produktion bei Claudius Gentinetta mitarbeiten zu dürfen. Die hat mir auch die ersten klaren Zeichen gegeben, dass eigentlich Sound und Musik für Animationsfilm total mein Ding ist. Ich hatte zwar im Gymi Geige gespielt und die Vertonung für meine Filme immer besonders geliebt, aber dass sich da eine Seelenverwandtschaft zum Sound verbarg, vermochte ich noch nicht ganz zu erkennen. 

So habe ich mir ein Zoom H1 gekauft und bin nach Island, um da eine viermonatige Kunstresidenz zu machen. Das Mini-Katzenfell, was dem Zoom als Windmützchen dient, hat nicht gereicht aber doch durchgehalten. 

Die schönsten Schnee-Aufnahmen und viel Wind, sehr viel Wind, habe ich aus Island mitgenommen. Danach wusste ich wieder nicht genau weiter. Am liebsten hätte ich das Modellschiff, welches ich im letzten Monat für das “Exploration Museum-Húsavík” bauen durfte, vergrössert und wäre, seinem Namen aller Ehren ‘le pourquoi pas’, damit um die Welt gesegelt. 

 

Vom Ziehen und Betrachten 

Stattdessen ich bin eher dem Rat einer guten Freundin gefolgt, der da hiess:

Wenn du nicht weisst wohin

Komm doch einfach nach Berlin

Das habe ich dann gemacht; nicht weil Berlin Berlin ist, sondern weil Berlin eine Option war, die ich davor nicht in Betracht gezogen hatte. Nun, in 2,5 Jahren habe ich Vieles gemacht, was ich sonst vielleicht auch nicht in Betracht gezogen hätte: Eistees am Maybachufer verkaufen oder Kerzen am Weihnachtsmarkt, Yoga Kurse für Menschen im Asylverfahren organisieren, Bildschirme auf einem Wägeli von Süd nach Nord schieben, in einem Hamam Kese-Seifen-Massagen machen - und noch so manch Anderes. 

Und das immer mit H1 im Gepäck.

 

Zum Sound

Es war eine bewegte Zeit und neben all diesen unerwarteten Dingen kroch sich im Ausschlussverfahren eines heran, dass sich alle meine kreativen Bestrebungen immer mehr mit Tonkunst, klingendem Bild, Ton für Installationen & darstellende Künste und natürlich mit dem Klang im Animationsfilm beschäftigten. Mit dieser Erkenntnis bin ich dann zu meinem Postgraduate in Sound Art an der KASK, Belgien gelangt, wo ich in die vielfältige Welt der Sound Kunst gefallen und ihren vielen Schaffenden, Klingenden und Hörenden begegnet bin. Heute bin ich in Brüssel gestrandet. Wer weiss, für wie lange. Mein H1 ist immer noch ein treuer Freund aber die Familie ist gewachsen.

 

Vom Jetzt 

Gerade weiss ich allerdings genau, wie weiter. In meinem kleinen Studio, arbeite ich mit verschiedenen internationalen Film- und Kunstschaffenden zusammen an diversen Projekten. Als Sound Designerin & Sound Künstlerin, bringe ich mit dem Hintergrund meines Studiums und meiner immer während wachsenden Erfahrung zu wandeln, schaffen und kreieren, Welten zusammen, die mir bis zur Vollendung oft verschlossen, aber immer erstaunliche, neue Abenteuer verheissen. Mit Sound habe ich das Gefühl, alles zu sein, überall hin zu dürfen, alles zu können, sogar die ‘le pourquoi pas’ besteigen und um die Welt segeln.

 

Neugierig? Schaut vorbei: https://arsound.studio/

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