Stop Overscheduling – oder alles zu seiner Zeit

Viviane Friedli
Studentin - Bachelor of Science in Business Administration, Major Kommunikationsmanagement, Hochschule Luzern
  • 376
  • 18.10.2024
  • 6 min
In einer Welt, die immer schneller wird, ist das Phänomen des «Overscheduling» für viele zur neuen Normalität geworden. Wir hetzen von Termin zu Termin und vergessen den Raum für Erholung. Doch die ständige Überbuchung hat ihren Preis – es wird Zeit, den Kalender zu entschleunigen, bevor uns die Energie ausgeht.

Der Wecker klingelt und schon geht es darum, keine Zeit zu verlieren. Ein Meeting jagt das nächste, zwischendurch ein schnelles Mittagessen, damit es noch für Yoga reicht. Nach dem Feierabend kurz einkaufen und dann das lang versprochene Abendessen mit Freunden. Für viele von uns ist die eigene Agenda zum Endgegner geworden, obwohl uns überall geraten wird, auf unsere Balance zu achten.

Dein Energie-Konto

Vergleichen wir die Situation mit einem Bankkonto. Jede Verabredung und jede Verpflichtung ist eine Abbuchung von deinem Konto. Wenn du mehr abhebst, als du einzahlst, landest du im Minus. Wir wissen, dass wir nicht alles kaufen können, ohne uns zu verschulden – und dass Überziehen teuer wird. Doch warum fällt es uns so schwer, dieselben Grenzen für unsere Zeit und Energie zu setzen?

Die Ursachen hinter «Overscheduling»

Ein zentraler Faktor ist der soziale Druck. Wir möchten niemanden enttäuschen und für alle da sein – Familie, Freunde, Arbeit – und vergessen oft uns selbst. Also sagen wir lieber einmal zu viel «Ja» als «Nein». Aber auch die Angst, etwas zu verpassen, besser bekannt als «Fear of Missing Out» spielt eine entscheidende Rolle. Schliesslich wollen wir alle Teil einer sozialen Gruppe sein und dazugehören. Hinzu kommt der ständige Vergleich mit anderen – sei es in den sozialen Medien oder im eigenen Umfeld. Auf Instagram sehen wir, wie andere auf Konzerte gehen und bis in die frühen Morgenstunden feiern. Da fühlt man sich an einem gemütlichen Samstagabend auf der Couch plötzlich einsam. Doch wichtig ist der Blick hinter die Kulissen. Je nach Lebenslage können die Verhältnisse von Zeit und Energie nicht unterschiedlicher sein.

Tipps gegen «Overscheduling»

«Overscheduling» löst sich nicht über Nacht. Doch ein Bewusstsein für das Thema zu entwickeln, ist der erste Schritt. Diese vier Tipps können dir helfen:

Tipp 1: Puffer einplanen

Das Einplanen von Puffertagen kann wahre Wunder bewirken. Viele von uns neigen beispielsweise dazu, die Ferien bis zur letzten Minute auszukosten. Dabei übersehen wir oft die versteckten Kosten: Die organisatorischen Aufgaben davor und danach können dazu führen, dass wir gestresst in den Urlaub starten oder die neu gewonnene Energie schnell verpufft. Daher ist es sinnvoll, vor als auch nach den Ferien bewusst Puffertage einzuplanen. Dieses Prinzip lässt sich auf viele anstrengende Phasen übertragen. Plane aktiv Puffer ein, um durchzuatmen und dir Raum für dich selbst zu schaffen. Und ganz wichtig: Diese Tage sind nur für dich reserviert – erlaube niemandem, sie mit Verabredungen zu belegen. Nur so schaffst du dir den Raum, spontan auf deine Bedürfnisse zu reagieren.

Tipp 2: Wähle deine Termine weise

Es gibt fixe und flexible Termine. Ein Konzert deines Lieblingskünstlers ist nicht verhandelbar. Ein Treffen mit Freunden ist in der Regel flexibel. Hier gilt die goldene Regel: Vereinbare nur Termine, die dir keinen Stress bereiten. Wenn du bereits darüber nachdenken musst, ob es zeitlich knapp wird, dann passt es nicht. Und mach dir keine Sorgen – deinen Liebsten wird es egal sein, ob ihr euch diese oder nächste Woche trefft. Hauptsache, ihr findet Zeit füreinander.

Tipp 3: Ein Notgroschen fĂĽr deine Energie

Wenn du Geld für unvorhergesehene Ausgaben sparst, solltest du auch Energie für unerwartete Situationen haben. Konkret heisst das: Mache nicht erst eine Pause, wenn dein Akku bei 1% ist. Wenn du bei 20% angelangt bist, solltest du spätestens eine Pause einlegen. Denn das Leben ist unvorhersehbar, und in unerwarteten Situationen wirst du dankbar sein, einen Energienotgroschen zu haben.

Tipp 4: Herz gegen Kopf

Wir alle kennen es: Eine verlockende Einladung hier, ein spannender Event dort – und das, obwohl die Woche bereits randvoll ist. Dein Herz sagt „Ja“, aber dein Kopf sagt «Nein». Hier hilft ein kleiner Trick: Frag dich, wie du dich fühlen wirst, wenn du nicht hingehst. Wenn du auch eine Woche später noch bedauerst, nicht dabei gewesen zu sein, dann folge deinem Herzen. Manchmal ist es jedoch genauso wertvoll, sich bewusst für eine Auszeit zu entscheiden und es ist auch völlig in Ordnung, nicht überall dabei zu sein.

Schlussgedanken

Am Ende des Tages liegt es an dir, wie du deine Zeit und Energie investierst. Es geht nicht darum, jeden Event zu meiden oder jeden Termin zu streichen. Setze bewusst Prioritäten und habe den Mut, auch mal «Nein» zu sagen. Denn das Leben besteht aus mehr als nur dem ständigen Hinterherjagen von Terminen und dem Erfüllen von Erwartungen. Alles zu seiner Zeit – das bedeutet auch, dir selbst die Zeit zu geben, die du brauchst, um wieder aufzutanken und die Momente zu geniessen, die dir wirklich wichtig sind.

SCHREIBWETTBEWERB UNTER FH-STUDIERENDEN

Dieser Artikel wurde von Viviane Friedli, Studentin Bachelor of Science in Business Administration, Major Kommunikationsmanagement an der HSLU verfasst und am Schreibwettbewerb von FH SCHWEIZ eingereicht.

Dem Gewinner bzw. der Gewinnerin winken 1000 Franken. Noch bis Ende November kann fĂĽr die Texte mittels Likebutton gevoted werden. Zeitgleich vergibt eine Jury zwischen 1-10 Punkte. Die Gewichtung des Ă–ffentlichkeits-Voting und jener der Jury ist 1:1. Im Dezember wird der oder die Gewinner:in kommuniziert.

Dein Like

Dies ist dein Lieblings-Artikel unter allen Einsendungen? 

Kommentare