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Was Sandstein erzählt

Im Wald von Ostermundigen steht ein kleiner stillgelegter Steinbruch zwischen den Bäumen. Von ihm haben sich Sound Arts Studierende in Bann ziehen lassen.

Im Rahmen von BFH Transformation spielen sich aktuell diverse Lehrprojekte in und um Ostermundigen ab, darunter das Seminar «Klangkunst im öffentlichen Raum». Die Studierenden der Hochschule der Künste Bern HKB finden innerhalb des Themas «Stadtregion Bern» und innerhalb ihrer Disziplin ihre ganz eigenen Fragestellungen, welche sie künstlerisch bearbeiten. Anuk und Lisa, Studentinnen im Bachelor Sound Arts, geben Auskunft zu ihrem Projekt.

Was habt ihr mit dem Steinbruch vor?

Anuk: Momentan sind wir noch in der Entwicklung des Projekts. Da geht es primär einmal darum, gut hinzuhören: Welche Geräusche und Klänge umgeben uns an diesem Ort? Die wollen wir mit reellen historischen und fiktiven Erzählungen verweben. Am Schluss soll ein Hörspaziergang für Gruppen entstehen.

Lisa: Wir wollen Menschen einen Zugang schaffen zur Geschichte des Sandsteins. Auch möchten wir dem Publikum durch das konzentrierte Hören die Ostermundigen-Bern-Achse näherbringen.

Anuk: Wichtig ist uns der Aspekt der Gruppenveranstaltung. Es gibt eine interessante Dynamik, wenn eine Gruppe gemeinsam den gleichen Höranweisungen folgt. Wenn man kollektiv hört, ist man konzentrierter.

Wie klingt der Steinbruch für euch?

Anuk: Am markantesten finde ich, dass man dort die Stadt hört und den Wald.

Lisa: Letztes Mal, als ich dort war, habe ich bei jeder Bewegung den Matsch unter meinen Füssen gehört. Stadtgeräusche, Waldgeräusche, plötzlich auch mal von weit weg einen Kinderspielplatz. Es ist eigentlich ein ruhiger Ort, aber es passiert sehr viel rundherum.

Wie seid ihr auf den Steinbruch als Projektort gekommen?

Anuk: Eine Gruppe aus unserem Seminar ist per Zufall dort gelandet und war sofort fasziniert. Die Kolleg*innen haben andere angesteckt: Wir sind nun zwei Gruppen, die in oder mit dem Steinbruch zwei verschiedene Projekte umsetzen.

Was ist so faszinierend an diesem Steinbruch?

Lisa: Er sieht einfach schön aus. Mitten im Wald ein hohes Loch, das wieder bewachsen ist.

Anuk: Es ist sehr faszinierend, einen Ort zu sehen, an dem etwas weggenommen wurde, das eine direkte Verbindung zur Altstadt Bern herstellt. Es war eindrücklich, im Steinbruch zu stehen und die Verbindung von Ostermundigen und der Stadt Bern wahrzunehmen. Die Präsenz des riesigen Steines war auch eindrücklich.

Wenn ihr jetzt durch die Altstadt Bern geht, ist das ein anderes Gefühl?

Anuk: Der Steinbruch ist für mich jetzt eine Referenz. Wenn ich durch die Stadt laufe, überlege ich, wie der Stein aus dem Wald genommen und verarbeitet wurde und jetzt hier in der Altstadt ist.

Lisa: Mir war vorher gar nicht bewusst, woher der Stein kommt. Jetzt ist dieses Bewusstsein anders. 

Hat sich euer eigenes Raumempfinden verändert seit der Beschäftigung mit dem Steinbruch?

Lisa: Hm. Ich denke, seit wir in Ostermundigen angefangen haben zu arbeiten, hat sich mein Raumempfinden verändert. Ich verstehe den Ort ganz anders als vorher, als ich nur ab und zu hindurch gefahren bin. Wenn ich die Stadt und Bahngeleise in Ostermundigen noch höre, hat das für mich jetzt einen Kontext.

Ist Ostermundigen dadurch näher gerückt?

Lisa: Ja, für mich persönlich schon.

Anuk: Ja, und ein Bewusstsein für die Verbindung ist entstanden. Ich habe jetzt Momente, wenn ich in anderen Städten bin, in denen ich mir überlege: Woher kommt jetzt dieses Material? Vorher habe ich nicht darüber nachgedacht.

Wie gehe ich nach Hause nach eurem Hörspaziergang?

Anuk: Mit geschärften Sinnen.

Lisa: Mit offenen Ohren.

 

Der Hörspaziergang von Lisa Brudermann, Flurina Häberli und Anuk Schmelcher findet am Veranstaltungswochenende vom 11. und 12. März 2023 in Ostermundigen statt. Das Detailprogramm folgt auf bfh.ch/transformation

Das Gespräch führte Dorothee Joss. Dieser Artikel ist als Erstpublikation auf der Website der BFH erschienen.

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