Viele Unklarheiten in der Diskussion um den «Professional Bachelor»

Die Leiterin Public Affairs von FH SCHWEIZ, Claudia Heinrich, erklärt, wie es in der Diskussion um einen eigenen Titel «Professional Bachelor» für die Höheren Fachschulen (HF) steht.

Im Frühling hat das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) Arbeitstagungen zur Positionierung der Höheren Fachschulen (HF) durchgeführt. Am ersten Termin ging es auch um das Anliegen, dass sich die HF mit einem neuen Titel «Professional Bachelor» besser im Tertiären Bildungsbereich positionieren und dem internationalen Trend, dass akademische Abschlüsse wichtiger werden, nachkommen möchten. Der Nationalrat hat einer entsprechenden Motion kürzlich zugestimmt. FH SCHWEIZ ist nach wie vor der Meinung, dass der Titel «Bachelor» dem Hochschulraum vorbehalten bleiben sollte. Mit ähnlichen Bezeichnungen entsteht ein Titelwirrwarr, was niemandem dient. Claudia Heinrich betreut das Ressort Bildungspolitik bei FH SCHWEIZ. Sie erläutert hier kurz die Erkenntnisse der Arbeitstagung:

Wer war an der Tagung dabei?

Es waren rund 80 Personen anwesend, mehrheitlich von HF und Organisationen der Arbeitswelt (OdA), Kantonen sowie wenigen Hochschulen. Ich wurde zu den Hochschulen gezählt.

Wie sieht die Situation der HF aus?

Allgemein muss man festhalten, dass die HF diverse Baustellen haben. Zu den Problemen zählen Qualitätsunterschiede zwischen den Schulen und den Abschlüssen, aber auch beim Einbezug der OdA, oder nur schon darin, zu identifizieren, wer die entsprechenden OdA überhaupt sind.

Und wie sind die Meinungen zum «Professional Bachelor» verteilt?

Ich kann hier nur für meine Gruppe sprechen: Die HF möchten den neuen Titel unbedingt. Die OdA und die Kantone sind eher neutral. Die Hochschulen sind dagegen.

Was wurde über die eigentliche Bezeichnung «Professional Bachelor» gesagt?

Vor allem der Zusatz «professional» wurde sehr kontrovers diskutiert. Soll etwa ein Hochschulbachelor weniger professionell sein? Den HF geht es in erster Linie darum, dem Abschluss einen akademischen Anstrich zu verpassen und ihn international einschätzbar zu machen. Ob dieser direkt vergleichbar wäre mit gleichnamigen Abschlüssen in Deutschland oder Österreich, scheint zweitrangig zu sein. Unklar ist, was mit den anderen bisherigen HF-Titeln passieren würde.

Wie sieht die Situation bei den Betrieben aus, die ebenfalls betroffen wären?

Gemäss Aussagen in der Diskussion sind rund die Hälfte davon noch nicht so weit und möchten solche Titel (noch) nicht. Es ist zu früh. Der Zeithorizont für eine Umsetzung wäre 2030.

Was ist dein Fazit?

Die Meinungen gehen noch weit auseinander. Es braucht noch viel Differenzierung. Die Abgrenzung zu den FH ist nach wie vor ein Knackpunkt. Niemand möchte durch die neuen Titel eine Akademisierung der HF erreichen. Ob der «Professional Bachelor» für die HF kommt, hängt wohl auch stark damit zusammen, wie viele der anderen 18 Massnahmen zur besseren Positionierung der HF angenommen und umgesetzt werden. Diese Bemühungen zugunsten der HF möchten wir unterstützen.

 

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