Ich wünsche mir von den FHs individuellere Lernerlebnisse

Corinne Päper, Kalaidos Alumni
Chefredakteurin | HR Today
  • 09.07.2021
  • 4 min
Das FH-Angebot an Aus- und Weiterbildungen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Das bringt Vor- und Nachteile, findet Corinne Päper, Chefredaktorin von HR Today.

Liebe Corinne, du bist Chefredaktorin von HR Today, Autorin, Ernährungsberaterin und Napoléon-Fan. Gibt es etwas, dass diese sehr unterschiedlichen Gebiete miteinander verbindet? 

Mich interessieren grundsätzlich viele Dinge. Hauptsächlich aber, wo wir als Menschheit stehen - die Vergangenheit lehrt uns Vieles, was die Menschen antreibt. Napoléon ist für mich ein gutes Beispiel: er wusste die Menschen zu mobilisieren und scheiterte schliesslich an sich selbst. Auch die Gesundheit ist mir sehr wichtig, ohne sie können wir nichts bewirken. Wir gefährden diese durch unseren masslosen, unüberlegten Konsum aber immer mehr. Die Auswirkungen erkennt man beispielsweise an der Pandemie, die wir soeben durchgemacht haben, aber auch auf individueller Ebene an den zunehmenden psychischen Erkrankungen. Wie wir unsere Gesellschaft umbauen, um Gerechtigkeit und Wohlbefinden für alle zu fördern, ist für mich ein wichtiger Treiber in allen meinen Tätigkeiten.

 

Du hast ursprünglich einen Bachelor in Business Administration an der AKAD Hochschule (heute Kalaidos Fachhochschule) absolviert. Welche Erkenntnisse sind dir auch heute noch nützlich?

Ich wollte damals mehr verstehen - zum Beispiel woher die Begriffe aus der Psychologie kommen, die wir im Alltag oft verwenden, ohne viel darüber nachzudenken. Und das Studium hat mir die Zusammenhänge der Betriebswirtschaft aufgezeigt - dieses Wissen erleichtert mir bis heute den Austausch mit Menschen auf allen Hierarchiestufen. Und so gelange ich auch einfacher zu spannenden Geschichten für HR Today. 

 

Welche Themen beschäftigen dich im Moment, was lernst du gerade Neues?

Was mich antreibt ist die Frage, wie wir unsere Gesellschaft so umgestalten, dass wir alle für uns lebensnotwendigen Systeme wieder reparieren können: von der Plastikverschmutzung der Ozeane, über Wasserknappheit in Südafrika bis zu den zunehmenden Umweltkastastrophen wie die Waldbrände in Australien oder Kalifornien. Ich lese bspw. gerade viel über ESG (Environmental, Social, Governance). Das sind Anlagekriterien, die diese Reparaturtätigkeiten fördern.

 

Als Chefredakteurin von HR Today bist du bestens mit der Bildungs- und Arbeitsmarktsituation in der Schweiz vertraut. Wie schätzt du die Bedeutung von Fachhochschul-Aus- und Weiterbildungen ein bzw. wie hat sich diese entwickelt?

 

Das Angebot an Aus- und Weiterbildungen ist deutlich gewachsen. Ich hätte mich beispielsweise schon viel früher auf Journalismus spezialisiert, hätte es um die Jahrtausendwende bereits nebenberufliche Ausbildungen gegeben. Die heutige Vielfalt hat aber auch ihre Schattenseiten: Es gibt so viele Angebote, dass ich mich schwertue, mich darin zurechtzufinden. 

Zudem gibt es heute viel mehr Möglichkeiten, sich kostengünstig zu jedem beliebigen Thema weiterzubilden - wie beispielsweise mit Moocs (modernen Videoformaten). Ich empfehle den Fachhochschulen, vermehrt individuelle Lernerlebnisse zu schaffen. Ansonsten geraten sie durch andere, innovativere Lernangebote früher oder später in Bedrängnis. Spannend fände ich Angebote für Menschen der mittleren Altersgruppe, welche bei einer Neuorientierung unterstützen und zum Beispiel Weiterbildung mit einem Praktikum verbinden, wie das die Stiftung Neustarter ansatzweise tut. Die notwendigen Kontakte zur Wirtschaft wären bei den FHs ja vorhanden. Um das Profil zu schärfen, sollten sich FHs auf ein Thema spezialisieren, statt alle zu bewirtschaften. Aufgrund der bestehenden Technologien und der Nähe zur Wirtschaft haben FHs sicherlich das Potenzial, herausragende individuelle Bildungsangebote und Lernerlebnisse zu schaffen. Sie müssen es nur angehen. 

 

Hier finden Sie weitere Informationen zu Corinne Päper und HR Today.

Und hier alles zu einem Studium an der Kalaidos Fachhochschule

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